Von der Bedeutung im Christentum her ursprünglich ja das Feiern
des Geburtstages von Jesus Christus (auf dem auch unsere Jahreszahl,
nicht aber der Tag
des Jahreswechsels basiert) und in vielen Regionen noch mit
heidnischen Bräuchen (Weihnachtsbaum, etc.) und anderen
Traditionen (St. Nikolaus und Knecht
Ruprecht in .de, Samichlaus
und Schmutzli in .ch und St. Nikolaus und Krampus in
.at sowie den rot-weißen Einheitsweihnachtsmann, der entgegen hartnäckigen
Legenden doch nicht
von Coca-Cola stammt) vermischt, sind sich viele den
ursprünglichen Bedeutungen des Festes gar nicht mehr bewußt
bzw. kennen deren Herkunft nicht einmal mehr.
Für viele ist Weihnachten vom Fest der Liebe zum Fest des Konsums
und Kommerzes geworden: verbunden mit überfüllten
Kaufhäusern, langen Schlangen an den Kassen, Torschlußpanik beim
Geschenkekaufen, ekelhaft-kitschiger Weihnachtsdeko, grausamen
Weihnachtsgedudel aus den Deckenlautsprechern der Läden. Und das
schon im Sommer, wenn man der "besten Band der Welt" glauben schenken darf:
Und weil Weihnachten so schön ist fängts jetzt schon im Sommer an,
dass man in jedem doofen Supermarkt Weihnachtslieder hören kann.
Und wenn ich früher nie an Selbstmord dachte, jetzt ist es soweit.
Leben wir nicht in einer herrlichen Zeit?
Reinhard Mey stört sich dagegen anscheinend eher daran, daß man
unbedingt jedem zu Weihnachten was schenken muß, jedenfalls klingt
sein Lied "Es ist
Weihnachtstag" sehr danach. Wobei er aber auch schon den
weihnachtlichen Lichterketten-GAU mancher Einfamilienhäuser, der
im Stromverbrauch jeder Flutlichtanlage Konkurrenz macht, mit der
Neonreklame auf der Reeperbahn verglichen hat:
Und bricht plötzlich gänzlich unvermittelt über Hempels Haus
Die Nächstenliebe rein und schrill die Wei-hei-nachtszeit aus,
Gehn in den Bäumen knallbunte Lichtergirlanden an,
Schön grell wie die Neonreklamen auf der Reeperbahn.
Die Tür mit Sternen überladen und tannenbekränzt.
Die elektrische Kerze und das Kinderauge glänzt
Vor Strohherzen im Fenster, dem Symbol der Menschlichkeit!
Ja, da stehst du sprachlos da und schauderst vor Gemütlichkeit!
Allerdings muß weihnachtliche Stimmung nicht nur kitschig oder nervend
sein. Meist reicht es einfach aus, das ganze nicht zu
übertreiben: Weihnachtsmärkte mit Holzbuden, Glühwein
und Lebkuchen, schneebeckte Wege und Dächer, warm eingemummelte
Passanten, Kinder mit Holzschlitten, frühe Abenddämmerung
und in warmem Licht beleuchtete Straßen...
Weihnachten ist aber für viele immer noch vorrangig ein Fest der
Liebe. Und zwar der Liebe zur Familie, sei es die
selbstgegründete oder noch die der vorherigen Generation. Das
Treffen von ansonsten recht selten gesehenen Eltern, Geschwistern oder
Freunden gehört für viele genauso so fest zu Weihnachten wie
der Weihnachtsbaum. Dies gilt sogar auch für Leute, die statt
Weihnachten in dieser Zeit das Julfest (siehe auch
unsere Sonntagskolumne zum Thema Religion) bzw. die
Wintersonnwende feiern oder einfach nur gemeinsam die allgemeine
Urlaubszeit nutzen, um zum Beispiel mal in Ruhe eine Woche lang mit
Freunden Rollenzuspielen.
Häufig gehört dann noch ein großes, gemeinsames Essen dazu,
oft mit Gans, Ente oder Fisch, aber auch Raclette oder Fondue
gehört bei manchen Familien zu Tradition. Bei vielen Christen
gehört außerdem noch der Kirchenbesuch zur weihnachtlichen
Tradition, während er dagegen bei "Gewohnheitschristen" oft
bereits weggefallen ist.
Weniger toll sieht's dagegen an Weihnachten für Geeks aus, die
mangels passender Familie, Freundeskreise oder Lebenspartner durch das
"Feste der Liebe anderer" nur schmerzlich daran erinnert werden, daß
ihnen genau diese fehlen. Andererseits haben sie den nicht zu
unterschätzenden Vorteil, sich keine Gedanken darüber machen
zu müssen, wie sie das Familienfest und den auch dieses Jahr wieder
stattfindenden Chaos
Communication Congress unter einen Hut bringen.
Eine weitere Sache, die für Leute mit familären
Verpflichtungen eher ein Problem ist, anderen dagegen meistens zugute
kommt, ist das Arbeiten über die Feiertage. Schließlich gibt es
auch Jobs, die selbst vor Feiertagen keinen Halt machen, sei es nun
beim Rettungsdienst, bei einer Pannenhilfe, bei der Polizei, bei der
Bahn, beim ÖPNV oder bei einem ISP. Die Sonderzulagen für
die Feiertage können sich zwar sehen lassen und sind für
manch einen eine willkommene Finanzspritze, aber trotzdem sind die
Feiertagsschichten meist nicht sehr beliebt.
Und wie stehst Du zu Weihnachten?
Dank an dino, foxman, Frank und tbf für Ideen, Anregungen und
Probelesen sowie Venty für den Hinweis auf den Ärzte-Song
und Y für die Infos zum Julfest. Außerdem Dank an yofuh für die Idee zu dieser Kolumne. :-)
|