Am Anfang des Bloggens standen klassische Weblogs. Webseiten, die
"mitloggten", was so im Web passiert. Seiten wie Slashdot oder
Symlink. Und doch sind Blogs heute etwas anderes. Blogs sind
persönlicher als Symlink oder Slashdot — von Kolumnen wie
Raffzahns Wort zum Samstag mal abgesehen. Sie verbreiten Meinung,
Gefühle, Gedanken und Erlebnisse, sie helfen, Frust abzubauen und
Freude zu teilen. Der Begriff Tagebuch kommt einem in den Kopf, doch
während Tagebücher oft bis zum Tode geheim gehalten werden, sind
Blogs in den meisten Fällen für jedermann frei zugänglich und oft auch
kommentierbar. Manche vergleichen Blogs auch mit Kneipen, in denen man
mit Freunden und Bekannten quatscht, nur daß man in Kneipen schlecht
mal kurz nackt
reinschauen kann.
Widerum andere, deren Blogs in einem oder mehreren Planets
publiziert werden, verwenden letzteres als Diskussionsplattform in dem
sie mit Blogpostings auf Blogpostings antworten. (Böse Zungen
behauptet, diese Art des Bloggens würde einmal das Usenet ersetzen.)
Genauso wie Diskussionen finden sich auch sog. "Memes" häufig auf
Planets wieder: Einer fängt an, sein Ergebnis eines Online-Quizes oder
einer Umfrage zu posten und viele andere ziehen nach. Momentan
u.a. auf Planet Debian beliebt
ist das Meme "How much is your blog worth".
Bloggen kann man auf vielfältigste Weise: Die meisten stellen Texte
wie bei einem Newsticker ins Netz, teilweise garniert mit Bildern,
jedoch mit Schwerpunkt auf dem Text. Aber man sieht auch immer öfter
Blog-Einträge, die nur ein Bild oder eine Zeichnung, so z.B. bei SvenK, dem Zeichner von Ivys Bar, aus der auch oben verlinktes
Kneipencomic stammt. Anderen ist die Kombination aus Bild und Text
wichtig, so z.B. bei dkg oder bei
Roquas' Fundiertes
Halbwissen. Beide verwenden auch gerne ihr Mobiltelefon zum
Schießen der Bilder: Roquas immer, dkg führt dafür sein ein eigenes Blog, ein sogenanntes Moblog, ein Mobile
Blog, das per Mobiltelefon gefüllt wird.
Weitere multimediale Blog-Varianten sind Fotoblogs, Videoblogs
und Podcasts. Während
erstere primär Eindrücke übermitteln und das Bild als solches im
Vordergrund steht und sie oft eine Art "optisches Tagebuch" sind,
haben Videoblogs gerne auch gesprochenen Inhalt. Beide bedienen sich
meist wie normale Blogs dem Webbrowser als Anzeige oder zumindest
Navigationsgerät. Für Podcasts dagegen gibt es eigene Clients, mit
denen man die aktuellen Einträge automatisch auf seinem MP3-Player
(z.B. einem namensgebenden iPod von Apple) heruntergeladen werden,
sodaß man sie immer bei sich hat, wenn man Lust hat,
reinzuhören. Podcasts können dabei nicht nur aus einer persönlichen
Playlist bestehen, die manchem Internetradio das Wasser ablaufen
sondern auch vorgelesene oder gesprochene Texte beinhalten, wie
z.B. auch die Podcasts von
BMW.
Aber nicht nur bei der inhaltliche Art gibt es große
Unterschiede. Auch in der darunterliegenden Technik: Wer "einfach nur"
ein Blog will, der kann sich z.B. bei einem der kostenlosen globalen
Anbieter wie Blogger.com und Blogspot.com oder einem lokalen
Anbieter wie z.B. twoday.net im
deutschsprachigen Raum ein Blog einrichten. Oder man kann — wenn man eh
schon einen Account bei Slashdot oder use Perl; hat — die dortige
Journal-Funktion als Blog verwenden. Bei den Anbietern von Fotoblogs
ist Flickr sehr beliebt, auch
wenn viele Flickr "nur" als Fotoalbum im Web benutzen.
Während gerade bei den Fotoblogs viele Geeks auf die netten
Features und die sozialen Verknüpfungsmöglichkeiten von
Flickr stehen, ist es bei den "normalen" Blogs eher umgekehrt und man
hostet sein Blog oft selbst. Programme dazu gibt's viele — und
Konzepte auch: Während Benutzer des in Perl geschriebenen Blosxom oder der in Python
geschriebenen PyBlosxom
Blogpostings ganz einfach mit Ihrem Lieblingseditor durch Anlegen
einer Datei im richtigen Verzeichnis beginnen, stehen andere auf
komplett webbasierte Lösungen — oft mit einer Datenbank als
Backend — wie z.B. WordPress
oder Serendipity (aka s9y). Eine eher
modernere Variante ist das Bloggen per XML-RPC-Schnittstelle.
Aber nicht nur die Webseiten der Blogs sind wichtig. Fast genauso
wichtig sind die Feeds, egal ob nun das RDF, RSS, Atom und wie sie
alle heißen und aus was sie bestehen: den kompletten Blog-Inhalten nur
aus kurzen Intros, mal mit Links und Bildern und mal ohne. Oder
einfach nur aus den Überschriften mit Link auf das eigentliche
Posting. Sie werden wie bei Newstickern von Feedreadern (egal ob z.B.
webbasiert bei einem Dienstleister wie Bloglines oder auf der Konsole mit Snownews) gelesen, auf
Planets gemeinsam oder in speziellen Online-Magazinen (Symlink berichtete) mit
anderen Blogs publiziert und von Blogsuchmaschinen wie Technorati oder Google Blogsearch indiziert
und durchsucht.
Weitere Blogs und damit Leute vernetzenden Techniken gibt's beim
Bookmarken: Bloggern können via del.icio.us und weiteren Anbietern ihre
Bookmarks vernetzen, durchsuchbar machen und so evtl. ähnliche Seiten
finden, sehen, wer, wieviel und welche der eigenen Seiten
bookmarkt. Die gleichen sowie weitere Techniken finden sich in der "Social
Software" Flock, die Mozillas
Rendering-Engine Gecko mit Bloggen im besonderen und Social Networking im
allgemeinen verbindet. (Einen interessanten Artikel
zu Flock gibt's beim NewScientist.)
Und noch eine Art der Vernetzung wird bei Bloggern immer beliebter:
Die Geographische. Man kann z.B. in seine Blog-Seiten seine
geographischen Koordinaten eintragen und läßt dann Anbieter wie
z.B. GeoURL andere Blogs in seiner
Nähe suchen. Oder man läßt seine Leser z.B. sich bei Frappr.com eintragen, um zu
sehen, wo diese herkommen. (Dürft Ihr übrigens unter jenem Link auch
tun. *hinthint* ;-) Die dritte Möglichkeit ist, soetwas automatisch
tun zu lassen, z.B. bei ClusterMaps
(früher HitMaps) oder MapStats von
BlogFlux. Ebenfalls geographisch orientiert sind manche
planet-ähnlichen Dienste wie Blog.ch.
Und wo wir schonmal beim Vernetzen sind: Der Symlink-Leser h2o hat vor
langer Zeit mal gefragt,
welche anderen Symlinker denn so bloggen. Uns interessiert das auch,
deswegen hier mal ein Anfang, zusammengetragen von maol und XTaran
(alphabetisch geordnet):
- 2b bloggt unter drbeat.li
und wird auch
per GeoURL gefunden.
- dkg arbeitet beim
Blogging-Dienstleister knallgrau u.a. für das
Online-Magazin mindestenshaltbar und
hat neben seinem normalen
Blog auch noch ein
moblog, ein Fotoblog bei
Flickr und betreibt außerdem noch das Flickrama
- h2o bloggt unter
numlock.ch ist
vermutlich zusammen mit maol einer der dienstältesten Blogger
unter den Symlink-Lesern.
- maol ist Symlink-Gründer,
nicht erst seit seinem Rückzug bei Symlink am bloggen und "macht" seit
kurzem auch Flock,
Flickr und del.icio.us.
- maradong hat schon mehrere
Arten, Blogs zu schreiben, "ausprobiert" und bloggt
momentan im Journal bei use
Perl;
- raphb findet man unter raphb.ch nicht nur via
GeoURL
- rompe hat u.a. ein del.icio.us-PlugIn für Firefox geschrieben, scheint also
auch schon recht tief im
Bloggen drinn zu sein.
- Die RUBIs, Flupp und Codo, bloggen gemeinsam mit einem
aufgebohrten Squishdot
— einer Art Slashcode in Python — nicht nur über
technische Sachen.
- sunflyer bloggt mit dem
auf PHP basierenden und nicht von Sun seienden Sunlog
- Treibholz schreibt unter
sozial-inkompetent.de. Leider hat ein Crash und ein
fehlerhaftes Backup der Welt so herrlich Geschichten entrissen,
wie die über die auf eBay verteigerte Kartoffel, die aussah wie
Dirk Bach.
- XTaran bloggt noch nicht
allzu lange, da er eigentlich fürchtete, ein eigenes Blog könnte
Symlink Konkurrenz machen. Aber da man bei Symlink schlecht
seinen Frust von der Seele und richtige Rants schreiben kann,
war das eigene Blog
irgendwann doch unvermeidlich. Aber beeinflußt hat es seine Arbeit bei
Symlink zum Glück dann doch kaum. (Jaja, ich weiß, in der
dritten Person von sich selbst schreiben ist doof. Paßt aber
sonst nicht ins Schema... ;-)
Ich bin mir sicher, diese Liste ist alles andere als vollständig.
Erzählt mal: Bloggt Ihr auch? Falls ja: wo? Wie? Warum? Worüber?
Falls nein: warum nicht? Oder lest Ihr nur Blogs?
Danke an dino, dkg und maol für Beiträge zu dieser Kolumne.
Achja, und sorry für die Verspätung, aber das Schreiben der Kolumne hat mal
wieder wesentlich länger als erwartet gedauert... Naja, kommen mußte
diese Kolumne auf jeden Fall noch diese Nacht. Warum? Das verraten wir
Euch am Donnerstag. *grins*
Nachtrag, 11:42 Uhr: Da haben wir uns extra für diese Sonntagskolumne eine Einsendung knapp 2 Jahre (!) aufgehoben, nur damit ich sie dann, wenn ich die Kolumne schreibe, vergesse. Deswegen gibt es die Einsendung von golfeninherdecke hier nachträglich in voller Länge:
golfeninherdecke schreibt: "Blogs sind in, dürfte man mittlerweile wissen. Und Symlink ist ja im Grunde einem Blog auch nicht unähnlich. In vielen Ländern sind Blogs wirklich breit verbreitet. Blogs in deutscher Sprache gibt es da vergleichsweise wenig.
Aber dennoch gibt es sie, die Blogosphäre oder auch Blogsphäre. Und einige Seiten werden mittlerweile auch von den Medien beobachtet. Das Paradebeispiel dürfte hier die Seite "Der Schockwellenreiter" sein.
Aber auch kleine, private Blogs haben eine Chance. Portale wie blogg.de bieten eine aktuelle Auflistung der neuen Einträge von vielen hundert Seiten. Dies wird ermöglicht durch eine Funktion die sich Ping nennt. Sobald ein Eintrag im Blog gemacht wird, werden Seiten wie blogg.de darüber informiert und besorgen sich eine Kurzfassung des Beitrags, um diese Informationen auf blogg.de zu Veröffentlichen.
Und eine weitere interessante Technik bieten moderne Blogsysteme, wie z.B. MovableType. Den sog. "Trackback", mit dem Diskussionen über dasselbe Thema in zig verschiedenen Blogs verknüpft werden können. Im blogjargon nennt man dies dann immer öfter "Continue the discussion".
Der Chaos Computer Club (CCC) hat kürzlich im Chaosradio eine Sendung über Blogs gemacht. Die Sendung ist in den Formaten MP3 und Ogg/Vorbis über den CCC-FTP-Server zu bekommen: ftp://ftp.ccc.de/chaosradio.
Diese Sendung hat mich auch animiert mein eigenes Blog auszuprobieren, da mich die Trackback- und Pingfunktionen sehr interessiert haben."
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