bones schreibt weiter: "Viele Menschen sind ja der Ansicht, freie Software müsse nicht bezahlt werden und stellen sie deshalb als Gegenpol zu der nach klassischen Wirtschaftsmodellen produzierte Ware dar. Nun, das ist falsch. Jeder Open Source Programmierer will bezahlt werden. Jedoch behält er sich vor, nicht nur den Preis, sondern auch die Währung zu wählen. Nun gibt es eine Hauptwährung und ein paar Nebenwährungen. $, £, €, Pizza, Bier, Chilisause, Zeit u.v.a.m. sind Nebenwährungen. Die Hauptwährung für Open Source ist Anerkennung.
Anerkennung hat nun den Nachteil, dass sie nicht beziffert werden kann. Sie hat auch den Vorteil, dass sie nicht beziffert werden kann. Das ist kein Freud'scher Verschreiber sondern eine Tatsache. Der Umgang mit dieser Währung erlaubt einige Freiheiten und hat einige Tücken. Es ist kein standardisiertes Material und deshalb können die Vorstellungen davon, was wieviel wert ist, deutlich voneinander abweichen. Allderdings ist das noch kein Grund zur Panik, denn die Community besteht ja nicht nur aus zwei Personen. Nach und nach haben sich durchaus Usanzen herausgebildet und die Gesetze von Angebot und Nachfrage existieren nach wie vor.
Eine vollständige Liste der Formen von Anerkennung ist ja unmöglich. Jedoch gibt es eine ganze Menge Varianten aus denen sich jeder jene herauspicken kann, die ihm liegen. Schon das Herunterladen der Software ist ein wenig Anerkennung; das Anwenden derselben auch.
Fast immer ist irgend eine Form einer Nebenwährung im Spiel, denn die sind ja alle zu einem mehr oder minder grossen Teil in die Hauptwährung konvertibel. Einen recht hohen Kurs hat die Zeit, denn der Programmierer hat davon meist zuwenig. Steckt jemand Zeit in die Sache und spart damit dem Programmierer welche ein (letzteres muss allerdings dann schon sein) wird das sehr gerne gesehen. Geld hat auch einen Wert - das Sprichwort "Zeit ist Geld" stimmt auch hier - aber das Verhältnis ist normalerweise nicht 1:1. Zeit ist begrenzter als Geld da der Tod noch schwerer zu bequatschen ist als das Finanzamt. Viele weiteren Varianten stehen zur Verfügung; einige davon so individuell, dass ich sie gar nicht kenne. Dafür gibt es ja dann noch die Kommentare.
Ein Missverständnis-Potenzial hat es dann, wenn der Käufer zwar Anerkennung bringt, aber dies nur in Formen tut, die dem Verkäufer nicht bekannt werden. Die Anerkennung darf durchaus indirekt, ja sogar anonymisiert fliessen, aber sie sollte schon am Ende auch noch irgendwie ankommen.
Um zum Schluss noch schnell über den Tellerrand hinaus zu sehen: Es gibt noch mehr geldlose Wirtschaftssysteme. Da sind zum Beispiel die buddhistischen Mönche, die keine Fixpreise oder fixe Währung für ihre Leistungen habe, aber am Ende doch essen müssen. Der Umstand, dass es sie noch gibt, ist ein Zeichen dafür, dass auch hier ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage besteht. Ein anderes System ist die Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Auch hier scheint, im grossen und ganzen, ein Gleichgewicht zu existieren. In diese Rechnung fliesst natürlich auch die Arterhaltung ein. Geld ist, in beiden Fällen, wiederum eine der möglichen Nebenwährungen."
Wie steht es mit den Symlink-Lesern. Gebt ihr bones in seiner Überlegung recht? Denkt ihr, daß man das Verhalten vieler, vielleicht sogar der Mehrheit der OSS Entwickler auf dieses beschriebene Verhalten zurückführen kann? Es wäre auch interessant zu wissen, ob ihr ähnlich überlegt, wenn ihr etwas entwickelt, was nachher Freie Software werden soll.
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