Wie jedes Jahr ergab sich die Frage, wie das, doch recht heterogene, VCFe-Netz (von der PDP, über Windows 3.11 bis zu Mac und IRIS Workstations) an das Internet anzubinden sei. Hauptaufgabe, neben der Internetanbindung für die Ausstellungsstücke, ist das Rausstreamen der 3 Webcams und der Vorträge. In den vergangenen Jahren erfolgte die Anbindung jeweils über DSL. Im ersten Jahr sogar gesponsert von der Telekom (*1). Das kurzfristige Anmelden einer DSL-Leitung für nur ein WE geht zwar, ist aber alles andere als kostengünstig.
Aber da ist ja der neueste Hype: UMTS. Mit Trafficshaping sollte es sogar möglich sein, ungeahnte Kapazitäten für die Aussteller bereitzustellen. Ich mein, Webcams und Audiostream zusammen brauchen weniger als 64 kBit. Also kurzentschloßen den Telephonhörer in die Hand genommen, angerufen und bei O2 (denen mit den Wasserwölkchen) gleich auf offene Ohren gestoßen: Ja, natürlich könnte man sowas mal machen und es gäbe da auch ein paar Testkarten, wo wir eine ausleihen könnten.
Also, kurzes Expose zur Veranstaltung geschrieben, sowie dem was wir eigentlich wollen - klar, gleich 3 UMTS Karten ... warum kleckern, wenn wir klotzen können :). Die Antwort war freundlich und man würde gerne helfen, aber eine Karte ist das Maximum, was verfügbar ist. Na ja, was soll's, 384 kBit/s ist immer noch 3x schneller als im Jahr vorher.
Die Karte, die wir dann am Samstag vor der Veranstaltung bekommen haben, entpuppte sich als eine Merlin U530, wie sie auch von der Telekom und Vodafone als UMTS Karte angeboten wird. Also raus zum VCFe-Gelände und gleich ausprobiert. Freddy Meerwaldt hatte sicherheitshalber (die Software war als Windows Only angekündigt) Michi Werners WinXP Laptop mitgebracht. Karte reingesteckt ... nix ging (*2), also Software ordentlich installiert (*3) und schon gab es einen UMTS Connect.
Hübsch, aber scheinbar nur mit 128 kBit/s - mehr als 14KiByte/s konnten wir nicht erreichen (*4) und das mit schrecklichen Latenzzeiten. Ein TCP/IP Verbindungsaufbau kann schonmal 3-10 Sekunden dauern. D.h. das schnelle Rumklicken und HTTP < 1.1 ist schon spürbar langsam. Wenn's ums Streamen geht, dann merkt man aber nichts. Passt.
Da die Pseudo-S-Meter-Anzeige der Software nur 2 Striche anzeigte, sind wir also auf dem Gelände rumgelaufen und haben nach besserem Empfang gesucht. Drei Striche war das Maximum. Vielleicht liegt's ja daran. Freddy hat dann Karte und Laptop mitgenommen, um den Echteinsatz vorzubereiten. Aber schon auf der Heimfahrt haben wir interessanterweise feststellen können, daß innerhalb Münchens die 128 kBit schön stabil vorhanden waren, selbst im Auto während der Fahrt.
Und selbst bei Ihm zuhause, auf dem Dorf in der Nähe von Rosenheim, hatte er Empfang, sogar im Bastelkeller. Wie sich herausstellte, war das, was die Windowssoftware als Pegel anzeigte, in der Praxis völlig bedeutungslos. Ob ein oder drei Stiche, die Übertragung war immer ok. Eine derart gute Netzabdeckung hatten wir nicht erwartet.
Der VCFe-Samstag graut, alle Vorbereitungen schauen gut aus, selbst der Windowsrechner als Router hat mitgespielt, was soll schon passieren - ja, außer daß die Karte keine Verbindung aufbauen will. Ok, erstmal das Vortragsprogramm um 45 Minuten verschoben (*5), in der Zeit werden wir das wohl gut hinbekommen...
Denkste. Freddy dem Wahnsinn nahe, egal was die Drei (von der Datenstelle:) machen, es gibt keine Verbindung, nicht mal an Orten wo es eine Woche vorher noch tadellos geklappt hat :(. Auch wenn das traditionelle Große Fressen (gell Venty) richtig pfundig war, zumindest was die Netzanbindung anbelangt, war der Tag niederschmetternd. Steffi nimmt aber mal die Karte mit nach Hause.
Sonntagmorgen, Steffi kommt an und zeigt mir als erstes ihren Linux-Laptop samt stehendem UMTS Link! Jup, die Karte läuft auch unter Linux! Softwaremäßig zwar etwas altbacken, als 16550 Schnittstellenkarte samt angestecktem Modem, aber warum auch nicht. Auf jeden Fall mal eine gute Nachricht für alle Linuxer die gerne UMTS machen wollen. Schnell war dann auch das Problem herausgefunden: nicht die Karte oder das UMTS-Netz waren das Problem, sondern der IP-Pool. Es waren keine IP-Adressen mehr frei! Wahrscheinlich einfach schon zu viele Testkunden unterwegs. Zefix, aber das kann man natürlich kaum O2 anlasten, daß im Testnetz nicht genug Adressen frei sind oder der Zuteilungsalgo noch Probleme hat (*6). Trotzdem schade.
Also Plan B. Steffi fährt schnell nach Hause, krallt sich ein altes Analogmodem, wir klauen dem Hallenwirt (mit seiner Zustimmung) seine Telephonleitung und kurz nach Mittag lief dann die Anbindung ... rechtzeitig nach dem letzten Vortrag, aber immerhin konnten so wenigstens die Saalkameras noch ein bisschen die Atmosphäre in die Welt tragen.
Fazit: UMTS ist auf jeden Fall interessant und kann gerade für kurzfristig zu realisierende Anbindungen äußerst sinnvoll sein. Natürlich sollte dazu auch eine Anbindung mit mehr als 128 kBit/s gehen. Ich kann mir gut vorstellen, daß, wenn ein attraktives Preismodell erstellt wird, UMTS ein großer Erfolg wird. Das gilt gerade auch, wenn O2 sich auch in Zukunft so flexibel zeigt, wie wir es erlebt haben und andere Firmen dem nacheifern.
Letztendlich sind es die Geeks und Early Adopters, die darüber entscheiden, ob UMTS cool wird und ein Erfolg oder nicht. Bis jetzt ist ja noch jeder verzweifelt auf der Suche nach der Killerapplikation...
An dieser Stelle nochmal einen herzlichen Dank an Freddy, Michi und Steffi, die viel Zeit in die Anbindung gesteckt haben, sowie O2 für die Unterstützung.
P.S.: Sachmal Venty, wo bleibt eigentlich Dein VCFe-Bericht?
*1 - Leider sind die inzwischen 'professioneller' geworden und wollen/können so eine kleine Veranstaltung wie das VCFe nicht mehr sponsern - O-Ton Telekom: "Tut mir leid, aber das geht nicht mehr, es wär was anderes, wenn Ihr 20.000 Euro Cash wolltet..." - Tscha, ich weiss nicht, wie zielführend und sinnvoll sowas ist.
*2 - Hey, hätt' ja sein können, daß sie sich als Lankarte entpuppt und einfach funktioniert.
*3 - Nach endloser Warterei und zweimal neu booten - warum eigentlich, war doch XP?
*4 - Dafür aber symmetrisch und sogar gleichzeitig!
*5 - Was sich noch als die kleinste Verschiebung rausstellen sollte :).
*6 - Außer natürlich es werden hier gemeinsame Server aus der GPRS Infrastruktur verwendet ... dann sollten die Techniker bei O2 mal Auslastungsmessungen fahren und zumindest im Münchner Osten mehr Adressen bereitstellen.
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