... Denkste!
Aber der Reihe nach. Bin ich doch am Samstag im V-Markt in München, um die übliche Wochenendeinkäufe zu tätigen (*1), da seh ich das Linux User Heft. Doppel-DVD -> Kuh-El. Nur 10 Euro -> Brauchbar. Und da hab ich doch glatt einen alten Rechner im Auto, den ich gerade loswerden wollte (*2). Und Debian ausprobieren wollte ich ja schon länger mal, schließlich ist Knoppix, als die coolste Distri überhaupt, Debian basiert, und hier auf Symlink gibt's ja auch jede Menge Debian Befürworter (Gelle Foxman).
Also, das Heft gekauft, heim, den Rechner wieder aus dem Auto (hat der Kleine nochmal Glück gehabt), und installieren angefangen. Die DVD hat 2 Seiten, 1x Knoppix plus Woody, 1x Sarge. Ok, bevor ich da ran konnte, musste erstmal ein DVD Laufwerk in den Rechner, aber ich hatte ja noch eines in einem Windowsrechner, der auch ohne (bzw. nur mit einem CD-Laufwerk) auskommt. Bei der Gelegenheit auch gleich einen 4x4x32x CD-RW Brenner reingepackt, der noch in einer anderen Kiste steckte - ansonsten ist der PC (*3) eher normal bis unterdurchschnittlich.
Eigentlich wollte ich gleich das Sarge installieren, aber ich hatte die DVD verkehrt 'rum drinnen. Kurz nicht hingeschaut, und schon bootete Knoppix - sauschnell, nur die nötigsten (*4), dafür aussagekräftige Meldungen, und schon war der KDE Desktop da. Mal ab von dem doch recht langsamen Laufwerk, war es eine Wahre Freude(tm). So stell ich mir einen Linuxboot vor - von DVD fast schneller als Windows von Platte!
Ok, das sah blendend aus, Debian sollte problemlos laufen, und die Installation ein Spaziergang sein. Also Rechner runtergefahren, DVD umgedreht, und auf geht's. Gut, der Boot schaut nicht mehr ganz so schön aus wie bei Knoppix, aber was soll's, ist ja ein Installsystem. Als Erstes kommt eine schöne Seite hoch, die erklärt, warum der Installer Boot-Floppy (*5) heisst - soll's sein, solche Kleinigkeiten schrecken ja nicht. Platte neu formatiert ... schön nach der Erklärung in den Seiten des Linux User. /boot mit 32 MB, Swap mit 256 MB und zwei weitere für / und /home - da kommt schon der erste Hingucker: Der Artikel behauptet 2-3 GIGA-Byte sollten es für root schon sein! Was soll's, die Zeiten, wo man eine vollwertige Linuxinstallation, mit 32 MB Swap, eine grössere Anwendung und 20 MB frei auf einer 110er Platte unterbrachte, sind lange vorbei (*6), und ich hatte ja glatt 4 GB. Also 2 GB für / und den Rest für /home.
Nach ein paar kleineren Fragen kommt der 'tasksel'. Well, eine Vorselektion nach Dummy-Art, warum nicht. Hübsch spartanisch, aber irgendwie unverständlich. Also mal einfach so alles angekreuzt, was sinnvoll erscheint. Das System startet dann zu rödeln ... fast 40 Minuten, unterbrochen von einigen mehr oder weniger unverständlichen Meldungen (*7), wechselweise in Englisch oder Deutsch, die Dinge von mir wissen wollen, von denen ich beim besten Willen keine Ahnung habe (*8), um dann einen Neustart zu machen - Ergebnis: nix geht.
Ein zweiter Anlauf (*9), diesmal mit weniger Paketen und nach einer weiteren verschwendeten Stunde - immer noch das gleiche Ergebnis. Hmm, vielleicht hab ich mich ja auch einfach übernommen, und sollte erstmal klein anfangen, also, DVD umgedreht, neu gebootet, um Woody zu installieren. In dem Moment fiel mir ein, dass auch Knoppix bereits seit V3.1 ein Installscript für Platte hat ... also Knoppix gebootet und Installation gestartet - Ergebnis beim Partition auswählen: Knoppix besteht auf 2200 MB Mindestgröße! Wahnwitz, aber was soll's, ist ja eh wurst, also gleich mal neu partitioniert ... denkste, da sagt der Partitionierer doch glatt nach dem Schreibbefehl zu mir, dass er die Partitionstabelle nicht lesen konnte. Häh? Na gut, nochmal probiert, gleiches Ergebnis - also den Partitionierer von Hand gestartet, immer noch gleiches Ergebnis.
Ok, also doch mit Woody weitermachen, wieder mit dem Partitionieren angefangen (klar, zur Sicherheit mal wenigstens die 2200 die Knoppix will), und da sehe ich, daß da bereits 2200 drinnen steht ... ok, Kommando zurück und nochmal mit Knoppix probiert, der meckert aber immer noch über zu wenig Speicherplatz. Nach ein wenig Rumprobieren (*10) hatte ich dann raus, dass Knoppix 2,2 richtige Gigabytes meinte, als es 2200 sagte, wohingegen beim Partitionieren eben nur 2200 Megabytes angegeben wurden ... jaja und da sag mal einer der FDISK von DOS wär ein doofes Programm. Nachdem das überwunden war, konnte die Knoppixinstallation losgehen ... war auch erfreulich rückfragenfrei - nur halt schrecklich laaaaangsamm.
Nach einer weiteren Stunde bootete das Knoppix auch ... leider nicht mehr so hübsch schnell und einfach wie von der CD. Da bin ich wohl wieder einer Mogelpackung aufgesessen, als ich geglaubt habe, damit ein kleines schnelles Ruckzucklinux zu bekommen. Ok, war wohl nix, also nochmal von vorne und nochmal angefangen mit Woody installieren.
Same procedure as last year ... Zwischenzeitlich hatte ich mich erstmal gefrustet auf's Ohr gehauen und nun frischen Mutes am nächsten Tag ... Den Anfang kannte ich ja inzwischen schon sehr gut. Bis zum 'tasksel' war auch kein weiter Weg. Und die folgende Langeweile war auch nicht neu (*11). Aber spätestens hier waren die Rückfragen langsam nervig.
Media Change: Please... Verdammt nochmal, ich hab doch garnicht die CD gewechselt ... Und wofür gebe ich eigentlich 'Deutsch' (default der DVD) als Installationssprache an, wenn dann doch wieder Schirme in Englisch dazwischenkommen? Dazu dann Fragen mit verwirrend vielen Eingabemöglichkeiten, aber Nullkommanull Erklärung, worum es geht - überhaupt, Wieso kann es vorkommen, dass mich ein System, das ich auf einem nackten Rechner installiere, fragt, ob ich irgendwelche Komponenten behalten möchte, oder lieber das Neue wollte? Wie soll ich das denn entscheiden, wenn ich bis dahin nichtmal wusste, dass man nicht vorhandene Sachen auch nicht ersetzen kann... Ach ja, und nicht vergessen, immer wiedermal dutzendweise Versuche mir Gnome unterschieben zu wollen.
Knapp eine Stunde später dann ein root Prompt - ein fertiges System stell ich mir anders vor. Eigentlich sollte ja KDE schon da sein ... was soll's, in der Beschreibung stand ja was von dselect.... und dann begann der wahre Horror. Ich hab noch nie in meinem Leben (*12) ein so unbedienbares Programm wie dselect erlebt. Insbesondere nachdem ich mir wirklich schon lange die Mühe gemacht habe, alles Sinnvolle auszuwählen, und dann passiert garnichts.
Das HB-Männchen war ein Gemütsmensch gegenüber dem, was in mir vorging. Als Normalanwender wäre hier wohl endgütig Schluss gewesen, aber Moment mal, da stand ja was vonwegen apt-get in der Anleitung, in einem Kasten mit einer Kurzanleitung, also apt-get install kde . Reaktion Null. Ahh, im Sargeteil (wie gesagt, ich wollte Woody installieren) stand was von apt-get install arts kde-basic kde-utils . Jup, und schon kam was. Funktioniert hat es leider immer noch nicht. Weiter in der Anleitung gesucht, aber da war kein Tipp mehr zu finden. Nein, jetzt wär fuer Otto Normaluser Schluß, und Linux eine abgeschloßene Sache - samt vielen Geschichten, die er weitererzählen würde, wie uninstallierbar und mistig Linux den sei.
Nachdem ich ich aber schon soviel Zeit investiert hatte, konnte ich auch nicht aufhören. Kinnern, es kann ja nicht angehen, das so eine depperte DVD-Distri über mich triumphiert. Also erstmal das System in einen einigermassen vollst&auuml;ndigen Zustand gebracht (*13) und dann mal sehen, ob wir nicht doch noch von der Sarge-CD was hinbekommen ... in dem Kasten stand ja sogar was von dist-upgrade . Aber wie bringe ich denn nun den apt dazu, daß er die andere DVD kennt? Davon stand da nix. Zur Ehrenrettung von Debian (und den DVDs) gab es dann aber ein Readme, in dem dann der apt-cdrom auftauchte... cool, weil auf den Manpages zu apt-get stand da nix, nicht mal der kleinste Verweis. man apt-cdrom verrät dann auch wie es geht - eigentlich megasimpel.
Ja, das muß hier mal eingeworfen werden: Auch wenn ich manche Abhängigkeiten und 'Empfehlungen' nicht ganz verstehe, das ganze apt-System ist wirklich edel, und eigentlich eine großartige Sache. Ich kann schon verstehen, warum Debian Freunde hat. Noch nie hat man leichter konsumieren können. Und ich mein das jetzt komplett positiv.
Und nach einigen Wirrungen und noch mehr unverständlichen Fragen hat das sogar problemlos geklappt (Ich lass mal all die kleinen apt-gets, die noch nötig waren, außen vor). Das System hat auch ohne jedes Problem neu gebootet, und da wirklich, es hat alles geklappt. Na ja, gut, fast. Warum da unbedingt Appletalk laufen muss, versteh ich einfach nicht. Auch warum apt-get install kdegames unbedingt KDE wieder deinstalliert hat, gehört wohl zu den ewigen Geheimnissen, ein erneuter apt-get install arts kde-basic kde-utils hat das dann aber wieder behoben - diesmal ohne Nebenwirkung.
Im Moment kämpfe ich noch mit ARTS, das zwar schon einmal lief, und unter root sogar Musik machte, jetzt aber beständig behauptet, ohne Hardware zu sein, sowie dem Grafikkartentreiber für die Alliance AT25 - der behauptet zwar laut Doku den AT25 zu kennen, will ihn aber nicht erkennen (klar, Source angeschaut, der fehlt in der Tabelle), wenn man ihn aber installiert, funkioniert er - fast. Obwohl es eigentlich gehen sollte, verrechnet er sich beim Parametersetzen für die 1600er Auflösung (ja, sowas geht mit nur 4 MB - wahrscheinlich hatte nur keiner der Entwickler soviel Speicher :) - die Sync-Parameter stimmen, das Fenster wird aber falsch initialisiert. Was aber schlimmer ist, der Mauscursor macht, in egal welcher Auflösung, Mucken, und das unabh¨gig, ob ich den HW oder den SW-Cursor verwende ... als wenn das Flag wirkungslos ist. Den Grund hab ich noch nicht gefunden. Aber wie gesagt, es l¨ft auch mit dem VESA Treiber ... und das sogar recht schnell, ich bin davon immer noch baff, KDE schafft es, Fenster mit Inhalt zu verschieben und das (fast) ohne zuckeln.
Die Grafiktreiberprobleme sind jetzt nichts, was ich Debian anlasten kann ... auch wenn es ein weiterer Hinderungsgrund für Linux für jedermann darstellt.
Warum aber ist es eigentlich so schwer, eine einigermassen brauchbare Installation hinzubekommen? In der Zeit, die man zum Installieren braucht - selbst für Knoppix, läuft Redmond Kreise um Linux! Ich hab erst am WE vorher wieder ein XP (*14) installiert: Nach 20 Minuten war die ganze Schose erledigt, der Desktop stand vor mir und ich konnte loslegen. Das dann immer noch Linux wesentlich länger zum Booten braucht als NT, mag man gar nicht mehr erwähnen.
So wird es aber weder was mit Linux für alle (und den Desktop), noch werden die Debianwelteroberungspläne je Wirklichkeit. Besonders letztere nicht.
Damit wenigstens das Booten schöner wird, werd' ich jetzt mal Knoppix auseinandernehmen. Und zur Fortsetzung des Abenteuers Raffzahn installiert mal was anderes als SuSE hab ich mir jetzt die Gentoo CDs bestellt.
Bleibt noch Xtarans Kommentar im IRC:Raffzahn: Also bei mir flutschen Debian-Installationen immer. Vielleicht hat der Gute aber auch recht und Debian ist wählerisch dabei, wen es mag oder nicht ('Ja, Venty mag Debian auch nicht und umgekehrt.').
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(*1) - Also die neuen Ladenöffnungszeiten sind wirklich sinnvoll ... Ich schaff's zwar immer noch nicht eher als 10 Minuten vor Ladenschluß, aber irgendwie fällt es jetzt leichter.
(*2) - So nach 2-3 Jahren unbenutztem Rumstehen im Schlafzimmer hatte ich mir diesen Morgen einmal zu viel die Zehen daran angehauen - jetzt musste er weg.
(*3) - AMD K6-II 300 hochgetaktet auf 366 MHz, 64 MB SDRAM (ebenfalls 20% übertaktet), 4 MB Aliance AT25 plus Voodoo Rage PCI Karte (hey, 1998 war das gute 3D Leistung), eine riesige 4 GB Pladde, Soundblaster 128 PCI (!), 3com Etherlink III (klassische 10 MBit ISA Karte) und eine ISDN Karte, die hab ich aber rausgerupft.
(*4) - Er hat sogar die Karte gefunden (PCI-Name), aber dann den Vesa anstelle des APM Treibers geladen - lief trotzdem erstaunlich flüssig!
(*5) - Damit erübrigt sich auch Foxmans Frage, ob ich denn auch schon den schönen neuen Installer verwendet habe - nein, natürlich nicht.
(*6) - Versucht erst garnicht dagegen anzustinken, es geht nicht mehr.
(*7) - O-Ton con_fuse im IRC: Raffzahn: Debian installiert dir ein Huhn, wenn du ihm Koerner auf die Enter-Taste legst. Tscha, damit habe ich am WE bewiesen, daß ich dümmer bin als ein Huhn - Alldiweil, das lässt sich von solchen Fragen nicht verwirren. Immer druff, egal was rauskommt - schlimmstenfalls wird's Rührei.
(*8) - Was mich zu diesem Zeitpunkt nicht störte, da ich von Sarge, als Vorabversion, ja keine Perfektion erwartete.
(*9) - Samt den Tücken der Bootfloppies, die einem, nachdem man mal eine Partition als / eingebunden hat, zum Weitermachen überreden will - und bereits so früh, lieber con_fuse, haut die Einfach-Enter-Drücken Logik nicht mehr hin.
(*10) - Nebenbeiergebnis war, daß das Partitionieren das erste Mal nur deswegen scheinbar schief gegangen ist, weil die Partition read only gemounted war. Hübscher Seiteneffekt, erklär das mal einem Normalanwender.
(*11) - Das Witzige ist ja, dass dieser Installer von wirklich ausgebufften Psychoprofis gemacht sein muß: Die Zeiten ohne Rückfragen waren immer genau so lang bemessen als das man schon geglaubt hat, es geht doch automatisch und aufgestanden ist, um derweil was anderes zu machen!
(*12) - Und ich hab weiss Gott schon einiges an zickigen Programmen erlebt.
(*13) - Samt dem Steinzeit KDE2.
(14) - Pfui, ich weiss, aber 98 ist wirklich out, und als Spielestarter taugt's. Man muß nur aufpassen, dass immer ein Firewall zwischen dem XP und dem Netz ist.
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