Wenn man Herrn Shneiderman folgt, so ist Spracheingabe für die meisten Tätigkeiten kontraproduktiv, da man zum sprechen die gleichen Gehirnregionen benötigt wie fürs Kurzzeitgedächnis . Muss man nun etwas aussprechen, so stehen diese nicht mehr für die aktuelle Überlegung zur Verfügung - man verliert einfach gesagt den Faden. Die Auge/Hand-Koordination arbeitet davon jedoch weitgehend unabhängig. D.h. einen Satz markieren mit der Maus geht paralell zum Weiterdenken, wohingegen das Aussprechen von 'markiere den letzten Satz' den aktuellen Gedankengang unterbricht.
Das Shneiderman daraus jedoch schließt das Spracheingabe insgesammt bedeutungslos ist bezweifele ich. Zum einen ist Spracheingabe eines der Dinge die einfach kommen werden, ganz einfach weil es ein 'Urwunsch' der Technik ist. Zum anderen ist jetzt gerade mal das Problem der Simmerkennung leidlich gel¨st. Am praxistauglichen Verständniss der Einsatzbedingungen einer App wird noch entwickelt - und das wird so wie bei der Spracherkennung, nochmals 15 Jahre dauern.
Das es wie jede, ich möchte es mal höherstehende Eingabeform erstmal langsammer und komplexer ist, ist unbestritten. Gleichzeitig ist es aber eich eine Eigenschaft 'höherer' Eingabeformen das diese weniger vorbereitung erfordern, und so einfacher zu erlernen und vielfältiger Nutzbar sind. Eine direkte Analogie ist, denke ich, Tastatur und Maus. Es ist unbestritten das die Tastatur der Maus in Geschwindigkeit fast immer überlegen ist. Eine Tastenkombination ersetzt sekundenlanges Mausgewedel. Interessanterweise ist aber die Tastaturbenutzung bei modernen Systemen so weit zurückgegangen ist, das wir praktisch wieder beim Anfang der Computerei sind - gerademal Texteingabe ist noch übrig (*1). Auch Leute die noch vor einigen Jahren hunderte Tastenkombinationen ihres Editors blind in den Fingern hatten nehmen die Maus (dazu gehöre auch ich :( ). Zwar eigentlich umständlicher als Tastatur, jedoch wesentlich vielfätiger bei scheinbar null Lernaufwand.
Wenn man jetzt noch über aktuelle Anwendungen hinausdenkt, die Verschmelzung der Rechnertechnik in immer mehr Gegenständen des täglichen Lebens, so wie der Computer vom reinen Rechenknecht und Textautomaten zum PC wurde, dann wird auch Spracheingabe einen starken Stellenwert erhalten.
Zu guter Letzt sollte man nicht vergessen, daß Optimum eben im Allgemeinen nicht das 100% Optimum für eine genau definierte Aufgabe ist, sondern die berühmen 90% für die 90% aller Aufgaben. Und das wird man, je nach Aufgabe über eine Kombination von Eingabewegen ereichen.
Der Artikel hat auch einige ganz nette Links in der Sidebar - z.B. das Video.
(*1) Wenns nicht so schwer zu erlernen währe, dann würde sich auch Texteingabe mit Mauszucken durchsetzen. Das kommt wahrscheinlich am nächsten an eine direkte Gedankeneingabe ran. So ein 'Mausschreiben' währe doch ein interessantes Forschungsprojekt - Eine Eingabegestik entwickeln, ähnlich wie Steno (oder die Palm Pilot Krakel, nur flüssiger), welche dann bereits in den Schulen gelernt wird - so wie heute Schreiben. Bei kurzen Eingaben - und das ist ja die Menge - ergibt sich ein deutlicher Vorteil durch das Wegfallen des Medienwechsels.
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