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Erklärungsversuch für OSS
Veröffentlicht durch gumbo am Montag 05. November, 20:41
Aus der OSS-für-Einsteiger Abteilung
Open Source chix schreibt "Ich habe mir die ganze Radio Lora Erklärungsversuche für OSS mal angehört. Der Ansatz scheint mir für Anfänger recht gelungen zu sein. Ich habe mal versucht einen populärwissenschaftlichen auf BWL ausgerichteten Erklärungsversuch zu verfassen, der von Wirtschaftlern ganz gut aufgenommen wurde. Es würde mich interessieren, was Techniker davon halten. Wenn es jemanden interessiert, wäre ich dankbar, wenn er dieses hier kurz kommentieren würde."

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    Nur 'ne kleine Anmerkung (Score:2, Interessant)
    Von pinhead am Tuesday 06. November, 10:31 MET (#1)
    (User #111 Info)
    Von BWL habe ich nicht sonderlich viel Ahnung, daher habe ich Teile des Textes nur überflogen.

    Zum "Trittbrettfahrer" ließe sich jedoch noch anmerken, daß dieser auch eine Bereicherung für das Mühlenprojekt sein kann. Er könnte z.B. bereits anderes Mehl getestet haben und die Dorfbewohner darauf hinweisen, daß das von ihnen produzierte Mehl noch die eine oder andere Verbesserung vertragen könnte, auch wenn er nicht weiß, wie man das erreichen kann.

    Ansonsten: Interessanter Text.
    Re:Nur 'ne kleine Anmerkung (Score:1)
    Von chix am Tuesday 06. November, 10:37 MET (#2)
    (User #516 Info) http://www.hilogix.com
    mir ging es darum zu zeigen, dass trittbrettfahrer keinen negativen einfluss auf das modell haben, da das totschlagargument in der mikroökonomie das "free-rider-problem" ist. aber natürlich hast du recht, dass alleine seine beteiligung schon einen mehrwert durch einbringung seiner bedürfnisse darstellt - ob sie nun zur verwertung kommen oder nicht.
    Re:Nur 'ne kleine Anmerkung (Score:1)
    Von pinhead am Tuesday 06. November, 11:24 MET (#3)
    (User #111 Info)
    Gerade das "free-rider-problem" deutlich anzusprechen, dürfte einigen BWLern sauer aufstoßen. Was ich persönlich nur begrüßen kann.
    Vielen, die für jede ihrer Leistungen entlohnt werden wollen, ist gar nicht klar, daß sie ständig Einrichtungen nutzen, für die sie überhaupt nichts beigetragen haben.

    Wenn ich mit meinem Auto einen Tramper mitnehme, macht das den Wagen auch nicht schlechter.
    Re:Nur 'ne kleine Anmerkung (Score:1)
    Von chix am Tuesday 06. November, 14:01 MET (#4)
    (User #516 Info) http://www.hilogix.com
    klar, das interessante an OSS ist ja gerade, dass auch die reinen nutzniesser keinen schaden anrichten. wenn ich mir aber die grossen anschaue, die den linux-wagen vor ihren marketingkarren spannen, relativiert sich das wieder.
    Zu Hierarchie und Ausblick (Score:1)
    Von Y Plentyn am Thursday 15. November, 15:10 MET (#5)
    (User #705 Info)

    Sehr schöner Text, hat mir insbesondere einige nette Einsichten zu den Zusammenhängen zwischen Anarchie und freier Software gebracht. Zu diesem Thema empfehle ich übrigens das Debian-Paket 'Anarchism'. Wie ich sehe auch hier zu finden.

    Noch zwei Kommentare zu Dingen, in denen ich nicht übereinstimme:

    Zur Hierarchie / Projektführung: Ich denke du überstrapazierst den Legitimationszwang von Führung. In freien Softwareprojekten werden die Koordinatoren in den seltensten Fällen deswegen ausgewechselt, weil es ihnen an Kopmetenz mangelt. Im Allgemeinen gibt es zwei Mechanismen zur Ablösung von Koordinatoren, die ich sehen kann. Die eine ist freiwilliger Rücktritt, die andere Abspalten eines Seitenprojektes (fork, laut Raymond). Freiwilliger Rücktritt ist ein einfacher Fall, also ignorier ich das mal.

    Abspaltung eines Seitenprojektes wird im Normalfall nicht leichtfertig angegangen, da es für den Initiator signifikante Mehrarbeit bedeutet, und es im Allgemeinen nicht leicht ist, eine genügend große Unterstützung für ein solches Projekt zu erreichen.

    Auch bei den untergeordneten Koordinatoren gibt es eine deutliche Tendenz zur Stabilität, da spielen über längere Zeit aufgebaute Bekanntschaften eine Rolle.

    Zum Ausblick: Da das Modell nicht von der Motivation einzelner Entwickler abhängt, ist der letzte Satz dines Ausblicks nur ein geringes Problem. Der andere Punkt ist, obwohl die meisten dieser Projekte als Hobby begonnen wurden, lebt ein nicht geringer Teil der Koordinatoren heute von diesen Projekten. Beispiele: linux, mgetty, sendmail, perl, bind, gnu. Diese Situation erzeugt natürlich ein noch stabileres Interesse an den Projekten.

    Re:Zu Hierarchie und Ausblick (Score:1)
    Von chix am Saturday 17. November, 11:30 MET (#6)
    (User #516 Info) http://www.hilogix.com
    zum ersten kritikpunkt: nuke ist ein klassisches beispiel für mangelnde legitimation von führung. Burzi hat wohl ein ausgezeichnetes projekt gestartet, zeigte aber schnell, dass er nicht ausreichende sozial- und führungskompetenzen besitzt. er unternahm diesen kläglichen Legitimationsversuch, der die Abspaltung breiter programmiererkreise nicht verhindern konnte.
    dies ist nicht zu verallgemeinern und warscheinlich gehe ich auch zu weit in meinem beitrag; doch ist die grundlage für den start eines oss-projektes unbestrittenermassen kompetenz - zumindest fachliche. auch wenn die ermangelung anderer fähigkeiten nicht zwangsweise zu einer wie auch immer gearteten absetzung führt, wird nicht einfach jeder akzeptiert, nur weil er eben den startschuss gegeben hat.

    zum zweiten punkt: du hast recht. absolut sogar. die anreize sind da und viele entwickler sind zu profis geworden. mein ergebnis bezüglich der zukunft von oss ist gerade, dass sich auf basis der anreizstrukturen wohl ein grosser teil der selbstorganisationskräfte und der marktakkzeptanz erklären lässt, sich hinsichtlich der entwicklung aber keine bessere aussage treffen lässt, als dass es von der motivation der entwickler abhängt. mit deinem empirischen einwand verbunden heisst das: ja, die zukunft von oss ist gesichert und die von mir postulierte durchdringung des marktes eine frage der zeit. ich bin aber nun mal ein theoretiker und wollte alles empirische aus meinem beitrag heraushalten.

    ich danke für dein feedback

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