Leider sind die angegebenen Daten so dürftig, daß sich keine echte Aussage ermitteln läßt - ausser vieleicht, daß hier eine Firma per Sensations-PR die eigene Bekanntheit und vieleicht die Verkäufe des Spiels steigern will. Das funktioniert natürlich nur dank williger Medien/Autoren, die zwar den Dollar-Preis in Euro angeben können, die Sinnfälligkeit der Information aber nicht einmal ansatzweise Hinterfragen. Wie so oft ist zu erwarten, daß die 'Meldung' in den nachsten Stunden und Tagen ihre Kreise durch Onlinemedien und Zeitungen ziehen wird.
Aber mal der Reihe nach. Smells like Donkey(*1) hat ein kleines Karate-Kampfspiel fürs iPhone entwickelt, anfang Oktober an Apple uebermittelt (*2), wo es am 16.10.2009 dann freigeschalten wurde. Das Spiel bietet nur eine manuelle Funktion den persönlichen Highscore eines Levels an einen zentralen Server zu übertragen um so Globale Highscores zu machen. Nett. Zusätzlich, zu den Highscoredaten (Level, Punkte, Zeiten, etc.) werden auch Daten zu Gerät (Typ, ID, OS) (*3) und ein 'Pirated Flag' übertragen. Letzteres soll eindeutig geklaute von gekauften Versionen unterscheiden.
Im Firmenblog wird dann aus den Daten der ersten Woche nach Verkaufsstart der Schluss gezogen dass 8ß% aller Nutzer Diebe sind. Und das wird kräftig, z.B. per Eigenposting auf Slashdot, verbreitet (*4). Ab da wird dann zitiert.
Leider fehlt dieser 'Untersuchung' und den Daten jede Sichhaltigkeit.
Als erstes mal fällt auf, daß das ominöse 'Pirated' Flag, alleine über geklaut oder nicht entscheiden soll. Wie es zustande kommt ist aber weder bei Heise, noch im zitierten Firmenblog zu lesen. Mit der Unterscheidungsgrundlage steht und fällt aber jede Glaubwürdigkeit. Der von Heise (hag) genannte Zusammenhang mit Jailbreak und DRM-Umgehung findet sich im Firmenblog übrigens nicht. Es wäre auch nicht das erste mal, dass so eine Erkennung falschen Alarm schlägt.
Nächstens kommt, dass die Daten sich nur auf manuell übermittelte Highscores stützt. Man kann natürlich annehmen, dass Piraten genauso Mitteilungsfreudig sind wie Käufer. Eine sichere Grundlage ist das aber nicht. Dazu bräuchte es schon eine Quantifizierung, also einfacher Basiszahlen - Prozentzahlen sagen garichts ueber die Bedeutung aus, wenn die Basiszahlen fehlen. 80% von was? Der IDs? Der Highscore-Einträge? Der Level? Es ist ja so, dass die Highscores hier je Level und Schwierigkeitsgrad geführt werden - die Firmen-PR sagt dazu nichts - es kann sich genauso um Gesammtdaten (wie immer die zu gewichten sind) oder auch nur die Zahlen des bei Priaten beliebtesten Levels?
Weiters ist es doch sehr interessant zu erfahren (steht nur in der Firmen-PR), dass die Betrachtung gerademal die erste Woche nach Verkaufsstart (16.-22.10.09) umfasst. Sehr aussagekräftig ist das nicht. So ein (Handy-)Spiel ist nicht gerade ein Hollywoodfilm, dessen Erfolg oder Misserfolg vom ersten Wochenende im Kino abhängt.
Zuletzt wird scheinbar das 'kaufen nach probieren' Argument wiederlegt, da keine ID gefunden wurde, die innerhalb dieser Woche von einer scheinbar raubkopierten Version auf eine scheinbar Gekaufte gewechselt ist. Ohne absolute Verkaufs/Vertzeilzahlen (also die Anzahl eindeutiger IDs sowie der Verkaufszahlen und Higscorezahlen) und deren Verteilung über diese Woche lassen sich die Daten eben nicht beurteilen - schon garnicht in einer einzigen Zahl. Selbst bei einer absoluten Gleichverteilung steht jedem Pirat ja im Mittel nur 3 Tage zur Kaufentscheidung zur Verfügung ... nicht sehr aussagekräftig.
Ich wuerde mal sagen, dass da zum einen mindestens mal einige Monate beobachtet werden muessen, zum anderen die Daten genau betrachtet und spezifiziert werden. Jede seriöse Betrachtung solle auch mögliche Szenarien definieren und deren Auftreten gegen die Daten überprüfen. Ansonsten bleibts auch dann nur Datenmüll (*7) und PR zum Start eines Spiels. Verstärkt und weiter pointiert von nachplappernden Medien(*8).
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*1 - Leider ist mir auf die Schnelle weder gelungenden Besitzer noch den Firmenstandort zu ergründen. Einzig ein 'Tod' taucht auf der About-Seite auf. Irgendwie schon bezeichnend, wenn man sich über Piraterie aufregen will, selbst aber nichtmal auf der eigenen Webseite sagt weer man ist. Na ja, dank DNS wird aus 'Tod' dann Tod Baudais in Canada.
*2 - Und dann am 13.10. bereits im Blog gejammert, daß Apple noch nicht veröffentlicht hat.
*3 - Nach Lesart des Herstellers sind das keien persönlichen Daten '(nothing personal though)' - nur wenn eine eindeutige Geräte-ID nicht personalisiert ist, dann weiss ich auch nicht was dann noch persönlcih ist. So eine Weltsicht würde ja die Grundfesten des Schäubelchen Überwachungsstaates untergraben, schliesslich verläßt er sich Gerichtsfest darauf, daß eine Handynummer auch eindeutig einem Subjekt zuordenbar ist ...
*4 - Er hats ja nicht richtig geheim gehalten (*5). Seine Rechnung ging aber auf. Danke mangelhafter Prüfung (*6) bei der Annahme bei Slashdot wurde die Eigenwerbung veröffentlicht - und hat prompt den Zug um die Welt angetreten.
*5 - Ob die Kombination aus seltsammen Pseudo und echter Mailadresse jetzt Berechnung, oder Naivität entspricgt kann man schwer sagen, zusammen mit den Firmenangaben ergibt sich aber ein Bild.
*6 - Das mit der mangelnden Prüfung passiert auch uns viel zu oft, also keine Häme hier sondern Asche auf unser Haupt.
*7 - Das ideale Futter für alle flüchtigen Medien - Blogs, Newstickern und Boulevardblätter
*8 - Ich hoffe mal unsere Überschrift hat dazu beigetragen :)
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