Das Problem des m68k-Port ist: Es gibt seit ca. 10 Jahren keine neue m68k-Hardware mehr und die Build-Daemons sind Maschinen mit 50 und 66 MHz. Allerdings gab es zwei direkte m68k-Nachfolger: Dragonball und ColdFire. Dragonball waren die Herzen der Palmpilots, werden aber ebenfalls nicht mehr weiterentwickelt. ColdFire wird von Freescale (ex-Motorola) aktiv weiterentwickelt und hat viele gemeinsame Befehle mit dem m68k, hier und dort ein paar selten gebrauchte weniger, dafür ein paar Hardware-Kryptographie-Befehle mehr. Und keine MMU. Bis vor kurzem jedenfalls, als die ColdFire-Familie um den V4e-Kern erweitert wurde. Diese haben eine MMU und gibt es in Versionen mit u.a. 266 MHz. Nicht wirklich schnell für heutige Verhältnisse, jedoch immerhin 4x schneller als beiden schnellsten bisherigen Build -Daemons und ca. 6x bis 8x als der Durchschnitts-m68k. Außerdem ist gerade viel Bewegung in Richtung Linux-Support für die ColdFire-Prozessorklasse.
Aus diesem Grund hat das Debian-m68k-Port-Team vor, sicherzustellen, daß der Port auch auf ColdFire-Hardware laufen wird. Aufgrund der reduzierten Instruktionsmenge und Unterschieden in der FPU ist es zwar noch nicht 100%ig klar, daß ein hybrider, d.h. gemeinsamer Port für beide Architekturen möglich ist, aber auf den ersten Blick scheinen die Hindernisse nicht unüberwindbar und das Team hofft, den m68k-Port in etwas umzuwandeln, das auf beiden Plattformen, klassischen m68k- und modernen ColdFire-Prozessoren läuft.
Wouter hat mit diesen Informationen Freescale kontaktiert und Freescale hat Debian fünf ColdFire-Boards für Testzwecke zugesagt. Wenn dieser Weg funktioniert, heißt das, daß die Build-Daemons zukünftig auf "schnellen" ColdFire-Maschinen laufen könnten und Debian damit einen Port auf aktueller Hardware hat ohne die Unterstützung für Nutzer von im Sinne des Vintage Computer Festival Europe bereits historischer Hardware zu verwerfen.
Die Arbeit an diesem hybriden Port wird beginnen, sobald die ColdFire-Boards bei den entsprechenden Entwicklern angekommen sind. Ob dieser Weg schlußendlich zu einem sinnvollen Ergebnis führt, ist zwar noch nicht klar, aber alleine, daß man eine Möglichkeit sieht, wird vermutlich für den einen oder anderen Jubelschrei sorgen.
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