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Scrottie und die Geschichte des Internets
Veröffentlicht durch maradong am Mittwoch 23. November 2005, 09:57
Aus der way-back-machine-mal-anders Abteilung
Internet In einem der Blogs welche ich regelmässig lese, nämlich dem von Scrottie, bin ich gestern über einen, meiner Meinung nach, sehr interesstanten Eintrag, mit dem Titel "scrottie is old! Listen to the tale of the Internet in 1991" gestoßen. Der Eintrag hällt, was der Titel verspricht. So erzählt Scrottie über die Art und Weise, wie man das Internet noch vor 15 Jahren kannte, und wie man es damals benutzt hat. Sicher hat es den einen oder anderen Symlink-Leser in der Zeit auch schon öfters in die vernetzte Welt getrieben. Kennt jemand noch ähnliche Beispiele über das Internet der Vergangenheit?

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    1994 (Score:3, Interessant)
    Von brummfondel am Wednesday 23. November 2005, 10:36 MEW (#1)
    (User #784 Info)
    Also "damals" gabs bei uns Mosaik als Browser auf einer Sun Classic (16 MB Ram!) mit Solaris 2.4. Mein erster Kontakt mit X11. Die ganze Hochschule hing an einer 64 kBit Standleitung, also Datenraten von 0.x KB in der Mittagszeit.

    Irgendwann hab ich dann festgestellt, daß der Text ja schon nach weniger als 1 Minute da war aber der Borwser noch gut 5 Minuten irgend was anderes macht und deshalb nichts darstellt: Grafiken runterladen. Das war da zwar im Vergleich zu heute nur wenig, aber auch da schon zu bremsend, also Grafiken aus. Die Seiten waren da noch genauso brauchtbar.

    Irgendwann hatte man dann irgendwas mit hoo bei stanford.edu gefunden, die dann plötzlich mitteilten, daß sie die Adresse ändern müssen auf einen ganz komischen Namen, den ich mir erst nicht merken konnte: yahoo.com - aber das war eine wichtige Adresse, konnte man dort doch Seiten finden. Außerdem ging kurze Zeit später meine eigene Seite online, im public_html der Servers unserer Fachschaft. Naja, Zeugs halt - aber nach ein paar Klicks bei Yahoo gemeldet und irgendwann auch drin.

    Daneben gab es dann noch TELNET und FTP. FTP war, wegen 0.x KB/s kein Spaß, aber es gab da fürs AMINET ein nettet Tool, leicht angepaßt (mein erster Kontakt mit C unter AIX) konnte man es im Hintergrund laufen lassen: Tags die Dateien ausgewählt und dann runterladen lassen - schließlich mußte man sich ja wieder ausloggen und da brach FTP ja immer ab....

    Telnet: ja, irgendwoher hatte ich eine Liste mit Server bekommen, wo es Sachen drauf gab: MUDs und sowas. War nicht mein Fall, aber einigen Studienkollegen haben damit dann Stunden und Tage verbracht.

    Talk gabs noch, konnte ich doch glatt mit einem Bekannten an einer anderen Uni labern.

    Finger, logisch, man mußte den ja erstmal finden und prüfen, ob er eingeloggt ist.

    eMail - sowieso. Mit ELM, klar.

    Achja, Linux: auf dem Server der Fachschaft lief das nämlich seit 1993, nachdem wohl irgendwelche Dos-Mailboxen nicht so der Hit waren. Damit ging dann Modem-Einwahl - nix ppp, slip ging, wenn man es zum Laufen bekam. Ansonsten nur die Login-Shell. Für Mail ok. Ah und ZModem-Übertragung aus der Shell heraus, Hammer.

    mgetty: damit wurde dann ppp möglich.

    apache: war wohl einige Jahre später, nachdem der cern httpd durch den ncsa httpd ersetzt worden war - lief irgendwie stabiler - kam dann apache httpd.

    Unter Linux lief da sogar schon Netscape 2. Naja, hat mir anfangs nicht gefallen, bei Mosaic wurde das Laden mit Klick auf die Weltkugel abgebrochen, bei Netscape passierte dabei was ganz anderes. Aber das wurde eh erst ein Thema als das mit dem X11-Displayumlenken klar wurde (telnet und dann export DISPLAY....!) und man eigene Bookmarks wollte - hm, manches davon ist da heute noch drin, geht aber vieles nicht mehr.


    --
    ok> boot net - install
    Re: 1994 (Score:1)
    Von gopher am Wednesday 23. November 2005, 19:00 MEW (#4)
    (User #1467 Info) http://www.redsheep.de/
    ...hatte ich ein 9.6k modem und mail ging damals über das fido-netz. da kam damals auch die shareware her, und später dann vereinzelt gpl-tarballs. das netz war persönlicher und die netizens waren intelligenter. es gab noch keine werbung, keinen spam und keinen sex. zumindest wenn man nicht danach gesucht hat. mit dem internet hat sich dabei nicht viel verändert; sehr viele dienste mussten offline funktionieren. so benutzte ich anstelle von foren das usenet und irc schied ganz aus. blogs gab es auch keine, dafür aber bretter in mailboxen. nachrichten standen in der c't und neuheiten wurden auf der cebit vorgestellt. die meisten redakteure waren keine journalisten sondern programmierer, übersetzen oder sonstwas. bei problemen hat man direkt mit den technikern gesprochen. mails kamen an. webseiten hatten einen grauen hintergrund. telefonleitungen selbst verlegen war verboten. raubkopieren war ein kavaliersdelikt (ok, ist etwas länger her). databecker machte noch gute bücher.
    -- redsheep.de/
    Re: 1994 (Score:2)
    Von brummfondel am Thursday 24. November 2005, 10:10 MEW (#6)
    (User #784 Info)
    Ok, Fido gabs ja auch noch, bis mein Node aus Protest wegen den neuen Telefonkostenstrukturen einen Woche lang die Box umgebaut hat - und als ich dann nach 2 Wochen meine Files abholen wollte war da alles wegen zu alt gelöscht. Da hatte ich keine Lust mehr.

    --
    ok> boot net - install
    Die gute alte Zeit... (Score:1, Interessant)
    Von Anonymer Feigling am Wednesday 23. November 2005, 11:20 MEW (#2)

    Der Artikel entspricht im wesentlichen meinen Erfahrungen aus meiner Uni-Zeit 1990-96. Hier noch ein paar Ergänzungen.

    Da der Shell Account auf dem Uni-Rechner das wichtigste Arbeitsmittel war, war es sehr hilfreich, sich mehrfach einloggen zu können. Die erste Software für PC, Atari ST und Amiga, die das auch über Dialup-Verbindungen ermöglichte, war TERM. Es musste auf Desktop und Server in kompatiblen Versionen installiert sein und war mühsam zu bedienen. Besonders knifflig war es, wenn die Verbindung über den Terminalserver nicht vollständig transparent war, z.B. weil der Terminalserver Escape-Sequenzen selber interpretierte. Dem TERM-Paket lag ein Tool namens linecheck bei, welches die Verbindung "ausmessen" konnte. Später kam das auch heute noch verbreitete screen auf, das mehrfache Shells innerhalb eines Logins ermöglichte, ohne Client-seitig eine Installation zu benötigen.

    Als TCP/IP auch auf dem Homecomputern aufkam, boten viele Unis ein IP-fähiges Dialup nur für Mitarbeiter an. Mit Hilfe der Tools TIA (kommerziell) oder SLiRP (Open Source) konnte man auch über einen Shell-Zugang per Terminalserver TCP/IP fahren. SLiRP enthielt den BSD NET.2 Stack im Userspace; jede TCP/IP-Verbindung seitens des Clients wurde innerhalb von SLiRP terminiert und auf dem Host in eine neue TCP-Verbindung zum Server eingespeist. Damit ließen sich auch ganze Heimnetze ins Internet bringen - sozusagen IP-Masquerading auf Serverseite.

    Noch vor den Zeiten des Internet waren die IBM Hosts der Universitäten über das BitNet vernetzt. Im BitNet Relay (Chatsystem) waren Anfang der 90er Jahre immer ca. 40-100 Personen anwesend. Das Publikum war viel internationaler, der Frauenanteil wesentlich höher als im IRC zu dieser Zeit.

    Aus der Bitnet-Welt stammen auch die E-Mail Adressen der Form UKXY@DKAUNI2.BITNET, die bei passender Konfiguration auch von Internet-Mailservern erreicht werden konnten: es existierten mehrere Großrechner in der Uni-Landschaft, die auch SMTP sprachen, und Relaying war damals sowieso immer möglich.

    Ein weiteres Feature der Großrechner war die Kommandos TRANSMIT und RECEIVE, mit denen man anderen Usern Dateien zusenden bzw. diese annehmen konnte. Erst viel später wurde dieses Konzept im Rahmen einer Diplomarbeit auch auf Unix und TCP/IP umgesetzt. Das Paket Sendfile ist auch heute noch in vielen Linux-Distributionen enthalten.

    Mit den steigenden Geschwindigkeiten der Modems, aber auch der Telefonkosten, kam immer stärker der Wunsch auf, Mail und Usenet News zuhause offline bearbeiten. Die Übertragung sollte möglichst komprimiert im Batch erfolgen, um die Leitung so kurz wie möglich zu belasten. Das am meisten genutze Protokoll, UUCP, konnte Batches an entfernte Sites übertragen und dort in ein Kommando einspeisen. Für Mail und News waren das rmail bzw. rnews; auch heute noch Bestandteile der meisten MTAs und News-Server. Man konnte jedoch auch ganz andere Sachen machen, z.B. mit lpr UUCP-Batches auf entfernten Druckern ausgeben. UUCP konnte auch a-priori Routing: Ein Batch, der an site1!site2!site3!program adressiert wurde, durchläuft die genannten System, bis er auf site3 an das angegebene Programm verfüttert wird -- vorausgesetzt, die Sites kennen sich in der angegebenen Kette, und das Programm ist freigeschaltet. Noch heute zeugen die "Path:" Header in Newsartikeln von dieser Adressierungsmethode.

    Die Sache hatte jedoch einen Haken, nämlich die langen Laufzeiten, wenn jede Site nur einmal am Tag mit den Nachbarn Kontakt hat. Daher ging man zumindest für Mail bald zu sternförmigen Strukturen über, bei der ein zentraler Server mit Internet-Verbindung direkt oder mit maximal einem Zwischenschritt alle UUCP Sites versorgte. Der zentrale Server des 1987 gegründeten sub-Netz e.V., subnet.sub.net, versorgt auch heute noch die allerdings schrumpfende deutschsprachige UUCP Nutzerschaft mit Mail und News.


    Umfrage! (Score:2)
    Von brummfondel am Wednesday 23. November 2005, 16:08 MEW (#3)
    (User #784 Info)
    Was war dein erstes Internet-Commando?

    - Telnet
    - Mozilla
    - Ftp
    - Irc
    - Elm
    - Netscape
    - IE
    - rlogin
    - ssh

    Meins war wohl Telnet von der DOS-Büchse auf die AIX-Maschine.
    --
    ok> boot net - install
    Re: Umfrage! (Score:2)
    Von db am Thursday 24. November 2005, 02:09 MEW (#5)
    (User #1177 Info) http://www.bergernet.ch
    Ich glaube das war Netscape auf ner Sun Sparc, im August '97.
    Ca. ab November '97 hatte ich dann Netscape auf meinen PC zuhause mit einem 33.6 Modem!
    -- nein, ich habe keine shift taste.
    Re: Umfrage! (Score:1)
    Von spacefight am Thursday 24. November 2005, 10:48 MEW (#7)
    (User #299 Info) http://www.linda.ch/borabora/
    Compuserve -> Mosaic IIRC

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