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EU-Kommission lehnt Softwarepatent-Neustart ab
Veröffentlicht durch tuxedo am Montag 28. Februar 2005, 18:21
Aus der Power-to-the-Parliament-Reloaded Abteilung
Patente Florian Müller schreibt: "Die Europäische Kommission hat den Wunsch des Europäischen Parlaments nach Neustart des Verfahrens zur umstrittenen Softwarepatent-Richtlinie zurückgewiesen. NoSoftwarePatents.com erhielt am Freitag einen Hinweis aus dem Büro eines Vizepräsidenten der Kommission. Mittlerweile haben sowohl die Pressestelle als auch das deutsche Informationsbüro der Kommission diese Information offiziell bestätigt." Die Kampagne NoSoftwarePatents.com kritisiert die Entscheidung der Kommission und vor allem deren Präsident Barroso: "Ein Möchtegern-Napoleon an der Spitze der Kommission und eine Microsoft-Marionette, die das zuständige Generaldirektorat leitet, haben sich an der Demokratie vergangen."

Der EU-Rat wird dazu aufgerufen, am kommenden Montag 7. März auf der Sitzung des Wettbewerbsrates die Verhandlungen über den Standpunkt bezüglich der Softwarepatente-Frage neu zu eröffnen. Auch Heise berichtet darüber. Mehr Informationen gibt es auch bei NoSoftwarePatents.com.

Preisdumping bei der Swisscom | Druckausgabe | SkyOS nun mit durchscheinenden Fenstern und Bildschirmschoner  >

 

 
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    Soll ich jetzt überrascht sein? (Score:2)
    Von Frank-Schmitt am Monday 28. February 2005, 22:22 MEW (#1)
    (User #1302 Info)
    Kaum... Siehe http://www.symlink.ch/comments.pl?sid=05/02/11/1043242&cid=1 (die letzten 2 Sätze)
    Zu gross für eine Demokratie (Score:0)
    Von Anonymer Feigling am Tuesday 01. March 2005, 06:30 MEW (#2)
    Wenn in einem kleinen Dorf eine Bäckerin den Hausfrauen verbieten würde, Kernenbrot herzustellen, da sie sich sowohl das alleinige Nutzungsrecht auf Dinkelschrot im Brot sowie die aussergewöhnliche Art, _rundes_ Brot herzustellen, patentieren liess, würden die Dorfbewohner wohl hinter verschlossenen Türen witzeln, die Bäckerin sei nicht mehr ganz klar im Kopf. Würde aber die Bürgermeisterin mitsamt der Dorfpolizistin dieses alleinige Nutzungsrecht durchsetzen, würde die Bevölkerung sie absetzen, also sich wehren und ihren eigenen Willen durchsetzen.

    Aber schon der Kanton Zürich ist kein Dorf mehr - Wer war abstimmen? - und was interessiert es mich, wer in die Schulpflege gewählt wird? Die EU ist noch viel grösser, also ist es naheliegend, dass ich meine Interessenvertretung an Professionelle abtreten muss. Und so ist es wiederum naheliegend, dass diese Professionellen nicht mehr in meinem Sinne handeln, sondern in ihrem.

    Meiner Meinung nach - aus schweizer Perspektive - ist die EU viel zu gross, um _wirklich_ demokratisch zu sein, weil zu viele Menschen mitmischen und weil man über viel zu viele Themen eine Meinung haben sollte. Anders kann ich mir nicht erklären, weshalb Entscheide gefällt und womöglich durchgesetzt werden können, die von der Mehrheit abgelehnt werden.
    Re: Zu gross für eine Demokratie (Score:1)
    Von Arlekin (mailbox@arlekin.ch) am Tuesday 01. March 2005, 07:57 MEW (#3)
    (User #1902 Info) http://www.arlekin.ch
    Die Grösse ist nicht per se ein Problem - nach den Gesetzen der Statistik würde das eher dazu führen, dass sich das allseits beliebte Mittelmass (bzgl. der Dummheit der enthaltenen Menschen) durchsetzt, und das macht die Sache wenigstens kalkulierbar ;-)
    Das Problem sind Menschen, die nicht genug bekommen können: wer sich von den Firmen (mit) bezahlen lässt, über deren Aktivitäten er entscheiden soll, ist etwa so unabhängig wie ein korrupter Banker (und - zumindest nach meiner Erfahrung - auch ebenso gefährlich).
    Re: Zu gross für eine Demokratie (Score:0)
    Von Anonymer Feigling am Tuesday 01. March 2005, 09:24 MEW (#5)
    >Würde aber die Bürgermeisterin mitsamt der
    >Dorfpolizistin dieses alleinige Nutzungsrecht
    >durchsetzen, würde die Bevölkerung sie absetzen,
    >also sich wehren und ihren eigenen Willen
    >durchsetzen.

    bist du sicher?

    wenn die bürgermeisterin es schlau macht und zugleich, PS2 für alle verspricht, wird das kaum jemanden mehr interessieren...

    this is what democracy looks like...

    Re: Zu gross für eine Demokratie (Score:2)
    Von dino (neil@franklin.ch.remove) am Wednesday 02. March 2005, 11:00 MEW (#10)
    (User #32 Info) http://neil.franklin.ch/
    Das Problem ist nicht die Groesse der EU. Das Problem ist dass sie historisch aus einer Zusammenarbeit der Exekutiven (= Beamten) der verscheidenen damals-noch-EG Staaten entstanden ist.

    Und als Folge davon hat die Exekutive (EU Rat) immer noch viel zu viel Macht, z.B. eben dass sie die Legislative (EU Parlament) beliebig ignorieren darf. Also ist die EU strukturell eine Beamtokratie und keine Demokratie, auch wenn da Ettikettenschwindel betrieben wird.
    --
    hardware runs the world, software controls the hardware,
    code generates the software, have you coded today

    Und jetzt? (Score:1)
    Von mirabile (root@[IPv6:2001:6f8:94d:1:200:24ff:fec2:9ed4]) am Tuesday 01. March 2005, 08:17 MEW (#4)
    (User #504 Info) http://mirbsd.de/
    Entweder gibt es überhaupt keine Richtline, dann
    gilt das Gleiche wie bisher (also zum Beispiel das
    IDEA-Patent, aber (eigentlich) keine neuen Patente),
    oder wir können den Laden gleich dichtmachen.

    Ich bin BSDler, ich darf das!
    06.03.2005 00:24 UTC
    #1 der Hall of Fame: 2⁷ Kommentare
    Im Prinzip ist ein Neustart schlecht ... (Score:0)
    Von Anonymer Feigling am Tuesday 01. March 2005, 09:58 MEW (#6)
    Lesenswert: http://joelonsoftware.com/articles/fog0000000069.html
    Re: Im Prinzip ist ein Neustart schlecht ... (Score:1)
    Von mirabile (root@[IPv6:2001:6f8:94d:1:200:24ff:fec2:9ed4]) am Tuesday 01. March 2005, 10:13 MEW (#7)
    (User #504 Info) http://mirbsd.de/
    Jein.

    Erstens handelt es sich ja nicht um source code.

    Zweitens gibt es so etwas wie den "bit rot"
    wirklich, und manchmal ist es besser, Altlasten
    wegzuschmeißen. Daß das in der Wintel-Welt nicht
    passiert (man erinnere sich an die Hacks in Win,
    um zB SimCity für DOS (use after free()) und
    Eudora (siehe 21C3, literarisches Code-Quartett)
    laufen zu lassen) ist eine andere Sache und hat
    auch ihre Vorteile - ich bin froh drum.

    Ich bin BSDler, ich darf das!
    06.03.2005 00:24 UTC
    #1 der Hall of Fame: 2⁷ Kommentare
    Re: Im Prinzip ist ein Neustart schlecht ... (Score:2)
    Von dino (neil@franklin.ch.remove) am Wednesday 02. March 2005, 11:20 MEW (#11)
    (User #32 Info) http://neil.franklin.ch/
    a) Netter Artikel, interessante Analyse was bei vielen "Neuschrieb" Projekten falsch ist, der ganze Erfahrungsverlust. Gut zu wissen.

    b) Irrelevant hier, weil im jetztigen Patent Anlauf nichts drin ist was rettungswuerdig ist. Da stecken keine gesammelten Erfahrungen drin.
    --
    hardware runs the world, software controls the hardware,
    code generates the software, have you coded today

    Was auf uns zukommen wird (Score:2)
    Von wtf am Tuesday 01. March 2005, 10:51 MEW (#8)
    (User #1423 Info) http://www.whatthefuck.ch
    Die Zeit hat einen meiner Meinung nach guten Artikel. Es wird beschrieben wie eine Anwaltskanzlei, die "Acacia Technologies" andere Unternehmen erpressen und gegebenenfalls ausschalten. Die Firma besitzt in den USA unter anderem ein Patent um Videoclips elektronisch durch eine Datenleitung zu übertragen... Genau solche Patente blühen jetzt der EU, und somit auch der Schweiz. Der Anwalt Paul Ryan gibt offenkundig zu das es für kleinere Unternehmen so gut wie unmöglich ist sich zu weheren, so koste eine Einschätzung zu einem Fall bei einem "guten" Patentanwalt schnell mal 20'000 Dollar. Ein komplettes Gerichtsverfahren mehrere 100'000.
    Auch interessant ist dass der eigentliche "Erfinder" und Patentinhaber meist Gerademahl so 20% der Patenteinnahmen bekommt...

    cheers


    Kaputt (Score:2)
    Von Seegras am Tuesday 01. March 2005, 13:34 MEW (#9)
    (User #30 Info) http://www.discordia.ch
    Die ganze Geschichte ist so kaputt wies nur geht.

    Das Patentwesen wurde im 18Jh erfunden, und war eine recht interessante Institution, da es damit eigentlich der ganzen Welt möglich war auf die neuesten Erfindung zuzugreifen. Also im Prinzip ein Kommunikationskanal.

    Im übrigen war die Einführung von Patenten nicht unumstritten, Leute wie Thomas Jefferson vertraten da eine sehr zurückhaltende Position, nach dem Motto: Ich bin nicht sicher ob das eine gute Idee ist, aber versuchen wirs mal.

    Anfangs 19Jh war langsam abzusehen wohin die Geschichte läuft, nämlich aus dem Ruder. Bis dahin waren aber diese vom Staat garantierten Monopole schon zur Selbstverständlichkeit geworden. Und nicht einmal die sonst so gewaltig gegen Monopole argumentierenden Freunde der Freien Marktwirtschaft übten noch Kritik.

    In den 80er Jahren war dann der Fall absolut und total klar: Das Patentwesen bremst Entwicklung, fördert Monopole und kostet damit den Staat (und dessen Bürger) ein Vermögen. Und natürlich war die Dampfwalze schon am rollen, das Patentwesen wurde immer mehr ausgedehnt und gipfelte in Patenten auf Geschäftsprozesse und Mathematik.

    Und da sind wir heute. Das Patentwesen hat nicht nur in dem versagt was es tun sollte, nein, es ist sogar ganz deutlich schädlich, und hat sich in eine Postion gebracht die ihre Abschaffung oder ihren Umbau sozusagen unmöglich machen.

    Die Probleme des Patentwesens sind nicht Auswüchse, das sind systemimmanente Schwächen, Dinge die man nicht reparieren kann. In Computerterminologie: Das Patentwesen hat nicht Bugs, sondern einen ganz grossen generellen Designfehler.

    Die einzige Lösung des Problems ist IMHO diese von der Regierung garantierten Monopole ganz einfach abzuschaffen. Ganz grundsätzlich. Und in der Verfassung zu verankern dass eine Staat sowas nie tun darf.

    (ich weis dass jetzt sofort Stimmen kommen wie "Aber die Pharmazie"... Tatsache ist, dass alle unsere Chemie- und Pharmariesen gross geworden sind ohne einen Patentschutz zu haben. Und die könnten auch heute noch ganz gut ohne Patente funktionieren, und wären vermutlich sogar innovativer. Und die Gesundheitskosten würden ohne Patentwesen auch sinken. Ganz genau: Das Patentwesen ist nämlich auch massgeblich an der Kostenexplosion im Gesundheitswesen schuld).
    --
    "The more prohibitions there are, The poorer the people will be" -- Lao Tse

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