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Von Anonymer Feigling am Tuesday 01. March 2005, 06:30 MEW (#2)
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Wenn in einem kleinen Dorf eine Bäckerin den Hausfrauen verbieten würde, Kernenbrot herzustellen, da sie sich sowohl das alleinige Nutzungsrecht auf Dinkelschrot im Brot sowie die aussergewöhnliche Art, _rundes_ Brot herzustellen, patentieren liess, würden die Dorfbewohner wohl hinter verschlossenen Türen witzeln, die Bäckerin sei nicht mehr ganz klar im Kopf. Würde aber die Bürgermeisterin mitsamt der Dorfpolizistin dieses alleinige Nutzungsrecht durchsetzen, würde die Bevölkerung sie absetzen, also sich wehren und ihren eigenen Willen durchsetzen.
Aber schon der Kanton Zürich ist kein Dorf mehr - Wer war abstimmen? - und was interessiert es mich, wer in die Schulpflege gewählt wird? Die EU ist noch viel grösser, also ist es naheliegend, dass ich meine Interessenvertretung an Professionelle abtreten muss. Und so ist es wiederum naheliegend, dass diese Professionellen nicht mehr in meinem Sinne handeln, sondern in ihrem.
Meiner Meinung nach - aus schweizer Perspektive - ist die EU viel zu gross, um _wirklich_ demokratisch zu sein, weil zu viele Menschen mitmischen und weil man über viel zu viele Themen eine Meinung haben sollte. Anders kann ich mir nicht erklären, weshalb Entscheide gefällt und womöglich durchgesetzt werden können, die von der Mehrheit abgelehnt werden.
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Die Grösse ist nicht per se ein Problem - nach den Gesetzen der Statistik würde das eher dazu führen, dass sich das allseits beliebte Mittelmass (bzgl. der Dummheit der enthaltenen Menschen) durchsetzt, und das macht die Sache wenigstens kalkulierbar ;-)
Das Problem sind Menschen, die nicht genug bekommen können: wer sich von den Firmen (mit) bezahlen lässt, über deren Aktivitäten er entscheiden soll, ist etwa so unabhängig wie ein korrupter Banker (und - zumindest nach meiner Erfahrung - auch ebenso gefährlich).
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Von Anonymer Feigling am Tuesday 01. March 2005, 09:24 MEW (#5)
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>Würde aber die Bürgermeisterin mitsamt der
>Dorfpolizistin dieses alleinige Nutzungsrecht
>durchsetzen, würde die Bevölkerung sie absetzen,
>also sich wehren und ihren eigenen Willen
>durchsetzen.
bist du sicher?
wenn die bürgermeisterin es schlau macht und zugleich, PS2 für alle verspricht, wird das kaum jemanden mehr interessieren...
this is what democracy looks like...
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Entweder gibt es überhaupt keine Richtline, dann
gilt das Gleiche wie bisher (also zum Beispiel das
IDEA-Patent, aber (eigentlich) keine neuen Patente),
oder wir können den Laden gleich dichtmachen. Ich bin BSDler, ich darf das!
06.03.2005 00:24 UTC
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2⁷ Kommentare
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Von Anonymer Feigling am Tuesday 01. March 2005, 09:58 MEW (#6)
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Jein.
Erstens handelt es sich ja nicht um source code.
Zweitens gibt es so etwas wie den "bit rot"
wirklich, und manchmal ist es besser, Altlasten
wegzuschmeißen. Daß das in der Wintel-Welt nicht
passiert (man erinnere sich an die Hacks in Win,
um zB SimCity für DOS (use after free()) und
Eudora (siehe 21C3, literarisches Code-Quartett)
laufen zu lassen) ist eine andere Sache und hat
auch ihre Vorteile - ich bin froh drum. Ich bin BSDler, ich darf das!
06.03.2005 00:24 UTC
#1 der Hall of Fame:
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Die ganze Geschichte ist so kaputt wies nur geht.
Das Patentwesen wurde im 18Jh erfunden, und war eine recht interessante Institution, da es damit eigentlich der ganzen Welt möglich war auf die neuesten Erfindung zuzugreifen. Also im Prinzip ein Kommunikationskanal.
Im übrigen war die Einführung von Patenten nicht unumstritten, Leute wie Thomas Jefferson vertraten da eine sehr zurückhaltende Position, nach dem Motto: Ich bin nicht sicher ob das eine gute Idee ist, aber versuchen wirs mal.
Anfangs 19Jh war langsam abzusehen wohin die Geschichte läuft, nämlich aus dem Ruder. Bis dahin waren aber diese vom Staat garantierten Monopole schon zur Selbstverständlichkeit geworden. Und nicht einmal die sonst so gewaltig gegen Monopole argumentierenden Freunde der Freien Marktwirtschaft übten noch Kritik.
In den 80er Jahren war dann der Fall absolut und total klar: Das Patentwesen bremst Entwicklung, fördert Monopole und kostet damit den Staat (und dessen Bürger) ein Vermögen. Und natürlich war die Dampfwalze schon am rollen, das Patentwesen wurde immer mehr ausgedehnt und gipfelte in Patenten auf Geschäftsprozesse und Mathematik.
Und da sind wir heute. Das Patentwesen hat nicht nur in dem versagt was es tun sollte, nein, es ist sogar ganz deutlich schädlich, und hat sich in eine Postion gebracht die ihre Abschaffung oder ihren Umbau sozusagen unmöglich machen.
Die Probleme des Patentwesens sind nicht Auswüchse, das sind systemimmanente Schwächen, Dinge die man nicht reparieren kann. In Computerterminologie: Das Patentwesen hat nicht Bugs, sondern einen ganz grossen generellen Designfehler.
Die einzige Lösung des Problems ist IMHO diese von der Regierung garantierten Monopole ganz einfach abzuschaffen. Ganz grundsätzlich. Und in der Verfassung zu verankern dass eine Staat sowas nie tun darf.
(ich weis dass jetzt sofort Stimmen kommen wie "Aber die Pharmazie"... Tatsache ist, dass alle unsere Chemie- und Pharmariesen gross geworden sind ohne einen Patentschutz zu haben. Und die könnten auch heute noch ganz gut ohne Patente funktionieren, und wären vermutlich sogar innovativer. Und die Gesundheitskosten würden ohne Patentwesen auch sinken. Ganz genau: Das Patentwesen ist nämlich auch massgeblich an der Kostenexplosion im Gesundheitswesen schuld).
--
"The more prohibitions there are, The poorer the people will be"
-- Lao Tse
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