Bei einer solchen Ankündigung müsste einem doch eigentlich schon das Blut in den Adern gefrieren. Das Gehabe um Sicherheit einiger, meiner Meinung nach paranoider Minderheiten will mir einfach nicht so recht einleuchten. Und wenn ich dann sehe, daß es in letzter Zeit immer öfter Nachrichten über solche Themen gibt, dann steigt in mir, wie schon so oft, der Wahn vor einer 1984- oder Brave New World-ähnlichen Welt auf. Auf Symlink kann man dann auch den einen oder anderen Artikel zu dem Thema finden: Texanische Stadt trackt Schüler per RFID, Trackerchip für Kind(er) in England, GPS-Überwachung von Aussendienstmitarbeitern, Coca-Cola-Dosen mit GPS und GSM...
Aber warum eigentlich die ganze Aufregung. Sicherlich kann man argumentieren, die "moderne" Technik erlaube es halt besser auf die Kinder aufzupassen. Ich möchte auch nicht sagen, daß ich nicht verstehen kann, wenn jemand besorgt ist. Aber ist die Gesellschaft nicht dabei, sich in die falsche Richtung zu entwickeln? Muß oder soll man wirklich erlauben, daß Eltern den Aktivitäten ihrer Sprößlinge in jedem Moment verfolgen können?
Das Hauptverkaufsargument von dem besagten Mobiltelefon ist unter anderem die Möglichkeit, im Falle einer Entführung die Position des Kindes feststellen zu können. Oh - Nobler Gedanke... Allerdings haben die Entwickler da wohl einiges übersehen. Erstens brauchts kein GPS um einen Handy-Nutzer einigermaßen präzise zu lokalisieren. Die in den meisten Fällen drei Antennen des jeweiligen Netzes erlauben dies auch schon. Leider, oder glücklicherweise nicht so genau wie GPS. Warum sollte der Entführer denn nicht das Handy einfach an Ort und Stelle liegen lassen, um so den Autoritäten die Möglichkeit der Ortung gar nicht erst zu geben? Mit dem Argument ist für mich diese Idee eigentlich schon tot, weil Augenwischerei.
Was mir bei der ganzen Sache Sorgen macht, ist nicht daß "zu gut" auf Kinder aufgepasst wird. Nein, was mir Sorgen macht ist ganz einfach, daß ich das Gefühl habe, daß langsam aber sicher die Hemmschwelle vor solchen Aktionen abnimmt. Und mit einer stetig nach unten korrigierten Hemmschwelle sind wir irgendwann soweit, daß die Menschen bereit sind einen nicht-unbeträchtlichen Teil ihrer Freiheit aufzugeben, nur um ein minimales Maß an Sicherheit zu erlangen. Die jeweilige politische Situation in einem Land hat sicherlich auch damit zu tun. So ist und war es noch immer einfacher Menschen zu etwas für sie fundamental schlechtes zu bewegen, wenn man ihnen einbleut, ihr Leben sei in Gefahr oder die Nation sei bedroht. Dazu habe ich auch ein Zitat, leider nur in Englisch, dessen Aussagekraft man eigentlich erst begreift wenn man etwas darüber nachgedacht hat:
"Naturally, the common people don't want war, but after all, is it the leaders of a country who determine the policy, and it is always a simple matter to drag people along whether is a democracy, or a fascist dictatorship, or a parliament, or a communist dictatorship. Voice or no voice, the people can always be brought to the bidding of the leaders. This is easy. All you have to do is to tell them they are being attacked, and denounce the pacifists for lack of patriotism and exposing the country to danger. It works the same in every country."
- Hermann Goering @ the Nuremberg Trials after WWII.
Aber ich schweife ab. Sind wir nicht irgendwann so weit, daß ein Arbeitsgeber seine Angestellten kontrolliert, ihrer Position überwacht, damit er überprüfen kann, ob sie nicht an irgendwelchen Stellen sind, welche für die Firma nicht positiv wären? Oder, daß man, um sicher zu gehen, die Loyalität einer Person hat, sie etwas überwacht?
Vielleicht bin ich aber auch nur viel zu trübsinnig, paranoid, und was es sonst noch alles gibt. Aber ich muß schon sagen, daß mir das Ganze, wenn ich denn mal wieder darüber nachdenke, schwer zu schaffen macht. Was denkt ihr zu der Geschichte? Was haltet ihr von Mobiltelephonen mit Ortungssystem? Wie stellt ihr euch die Zukunft in dieser Hinsicht vor? Fragen über Fragen...
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