Obwohl der Artikel auch, wie schon gesagt, auf Pro-Linux kam, hier das Ganze noch einmal:
"Richard M. Stallman war gestern im Forschungszentrum Henri Tudor (CRP) zu Gast und sprach vor ca. 200 Besuchern über die Gefahren von Software-Patenten.
Die Einleitung machte Pierre Kihn, ein Patentanwalt aus Luxemburg. Kihn hielt sich neutral - er verdient vor allem an Patenten in der Chemie oder Physik. Richard Stallman intervenierte bereits während Kihns Rede, als dieser von 'protection of intellectual property' (Schutz des geistigen Eigentums) sprach. Kihn gab einen einfachen Überblick über die in der EU geltenden Verfahren und Bestimmungen - vor allem diejenigen, die Software-Patente betreffen. Er betonte, dass man in der EU nicht versuche, das amerikanische Patensystem zu übernehmen. Das Entwickeln und Benutzen patentierter Algorithmen und Ideen im nicht kommerziellen Einsatz - dh. wenn damit kein Umsatz erzielt wird, sei es über Verkauf oder durch die Benutzung - sei weiterhin erlaubt.
Richard Stallman sprach sich dagegen klar gegen Software-Patente aus. Er verglich sie mit Musik - eine Patentart, die es glücklicherweise nicht gibt. Für Beethoven wäre es weitaus schwieriger gewesen, eine Sinfonie zu schreiben, die nicht gegen irgendwelche Patente verstößt und trotz allem gut klingt. Ein weiteres Problem ist laut Stallman, dass es oft kaum möglich ist, alle entsprechenden Patente zu finden, gegen die man eventuell verstößt."
Natürlich muß man das "gestern" richtig deuten. 80686 hat den Text schon am Dienstag eingeschickt. Meines Erachtens muß man allerdings auch hinzufügen, daß das alles - so - nicht stimmt. Richard Stallman hat das Beethoven-Beispiel eigentlich dazu benutzt, um zu sagen, sogar fü Beethoven wäre es unmöglich oder zumindest sehr schwer gewesen, seine Symphonien zu schreiben, wenn es damals ein Patent auf Musik-Ideen gegeben hätte. Software-Ideen-Patente (Stallman verwies mehrmals darauf, dies hätte rein gar nichts mit Software-Patenten zu tun) seien analog. Ein Programmierer gebrauche etliche "Standard-Features", ebenso wie ein Komponist "Standard-Akkorde" oder "Standard-Rythmen" benutzen würde. Wenn es allerdings schon für einen Meister seines Faches schwehr ist etwas auf die Beine zu stellen, ohne irgendwelche Patente zu mißachten, wie sollen denn die vielen Heimcoder das hinkriegen?
Stallmans Rede war auch deutlich mit Sarkasmen gespickt. Verglich er doch Software-Patente mit Landminen. Erklärt hat er es folgendermaßen: In der Chemie, Physik, oder generell in anderen Wissenschaften gebe es schon eine Gefahr wegen Patenten. Man könnte sich vorstellen, daß man mit verbundenen Augen 4 Schritte über ein Minenfeld machen müsse. Niemand würde das gerne machen, aber die Chance daß etwas passiert sei doch recht niederig (Analog, die Chance, daß kein Patent verletzt wird, ist niedrig). Wenn man Software schriebe sei dies etwas ganz anderes, man müsse nicht 4 Schritte sondern wahrscheinlich so um die Tausend machen, weil halt sehr viele verschiedene Features benutzt werden würden. Bei Tausend Schritten sei fast keiner mehr bereit das Risiko auf sich zu nehmen. Stallman hat aber auch gemeint, die Analogie sei nicht perfekt. Landminen seien für den Rest der Welt ungefährlich wenn sie einmal ausgelöst worden sind.
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