dino schreibt weiter: "Angefangen hatte es mit 10 Personen, die eine 'Programmierer in Ketten' Aktion abhalten wollten, um zu zeigen was es uns an Berufsverbot für Leute ohne massiv Kapital und Anwälte blühen wird. Neben Handschellen gabs auch T-Shirts mit Schwarz-auf-weiss gedruckt jemand hinter Gittern.
Doch wir wären nicht bei Linuxer, wenn nicht andere mitmachen würden. Die FFII rief kurzerhand zu mehr Teilnehmern auf und stiess bei den besorgten Ausstellungsteilnehmern auf massives Echo. Donnerstag Abend 18:15, eine Viertel Stunde nach Ende der Ausstellung versammelten sich immer mehr Leute. Am Schluss waren es geschätzte (sowohl der Orga ihre, wie auch meine Schätzung) 1000 Personen. Symlink wurde vor 3.5 Jahren als Seiteneffekt einer Anti Softwarepatent Petition gegründet, folglich waren wir vom Stand vollzählig dort.
Die Demo Umzug ging von der Messehalle aus Richtung Innenstadt, zum Marktplatz. Das waren so viele Leute, dass während dem Marsch das Tram (Strassenbahn fuer .de Leser) nicht mehr durchkam. Am Platz angekommen mussten die Teilnehmer gezielt auf dem Platz gelotzt werden, damit die Schienen wieder frei wurden.
Ich fand Platz gerade neben einem zu meiner Meinung sehr passenden Transparent mit 'a2+b2=c2 Patente auf Algorithmen?' drauf. Ich vertrete schon lange die Meinung das Code unter analoge nicht-Patentierbarkeit wie Mathe fallen sollte. Aus selbige Gründen, weil es Wissen ist, und nicht eine Konstruktion, und als solches Monopolisierung genau gleich schädlich ist.
Die Organisatoren hielten sich dann nach einer kurzen Einleitung ziemlich im Hintergrund, und kündigten als Konferenciers verschiedene Gastredner an, die die Problematik aus ihrer Sicht beschrieben. Was eine gute Uebersicht gab, ohne das man vom Stil eines Redners gelangweilt wurde.
Sehr gut, weil einiges mehr Presse- und Politwirksam, wurde der Schwerpunkt nicht auf die den meisten Teilnehmen bekannten Hobby/Uni/Opensource Probleme gerichtet, sondern darauf, dass es auch das ganze Klein- und Mittelgewerbe (open und closed Source) trifft. Arbeitslosigkeit und die Vernichtung genau der Firmen die momentan am meisten Arbeitsplätze generieren sind weitaus stärkere Zugpferde als Ideologie. Auch der Widerspruch mit dem politischen Versprechen diese wichtigen Firmen zu fördern wurde herausgestrichen. Auch wurde generell auf den grossen Anteil an technischen Mitarbeitern und Firmenbesitzern unter den Demonstranten hingewiesen,
Auch sehr geschickt wurde auf den Widerspruch Parlament vs Beamtenschaft eingegangen, und neben vielen 'No Software Patents' T-Shirts waren sicher gleich viele 'Power to the Parliament' zu sehen. Es wurde auch ein Appell an die Parlamentarier geschickt, sich nicht von den faulen 'Kompromissvorschlägen' der Beamten (so Inhalt: "lasst die Beamten das schon machen") einlullen zu lassen. Auch die Wahlgewinne der Grünen und der Freisinnigen (die beide stark anti Softwarepatente sind) wurden erwähnt.
Sehr erfreulich war, das einer der Redner zu den runden Tisch Gespräche der Regierung am Dienstag eingeladen war, und dort sehr gut sehen konnte welche Gruppen wirklich auf unserer Seite sind, wenn es um Argumentieren hinter verschlossenen Türen geht, und wer nur leere Versprechungen macht und dann nichts folgen laesst (freundlicherweise 'die Aussagen vergessen' genannt :-)). Die gesammelten Ergebnisse solcher Beobachtungen verschiedenster Gruppierungen sind übrigens auf der FFII Actors on the Patents Stage Website zusammengefasst."
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