Würde hingegen eine "Freie-Software"-Quote eingeführt kommt am Ende etwas heraus, dass zwar eine tolle Lizenz hat, aber dafür nicht läuft.
Wieso soll für öffentliche Stellen entwickelte freie Software qualitativ schlechter als proprietäre Software sein? Wo wären denn die Nachteile für den Anwender, d.h. die öffentlichen Stellen, wenn nur noch freie Software eingesetzt werden würde? Die Anbieter könnten dieselben sein, die bisher proprietäre Software entwickelt haben.
Ich denke, dass die Qualität besser sein könnte, vor allem weil freie Software einfacher über Ländergrenzen hinweg eingesetzt werden könnte, da jeder das Recht hätte, den Quelltext zu verwenden und sich an der Entwicklung zu beteiligen. Lokale Firmen könnten sich auf die Lokalisierung, die Anpassung an nationale gesetzliche Gegebenheiten, auf die Distribution und den Support konzentrieren, während die Entwicklung der wesentlichen Komponenten von allen Firmen gemeinsam getragen würde.
Durch den zwangsweise größeren Wettbewerb wären die Kosten niedriger, was die öffentlichen Haushalte entlasten würde.
Momentan kocht jeder sein eigenes nationales Süppchen. Als ich vor einigen Jahren meinem damaligen Chef sagte, dass es kein größeres Problem wäre, unsere Software zu lokalisieren, um außerhalb des deutschsprachigen Raums tätig werden zu können, meinte er dass das Geschäft doch ganz gut laufen würde und dass wir damit rechnen müßten, dass ausländische Konkurrenz im deutschsprachigen Raum tätig werden würde, wenn wir unsere Tätigkeit auf andere Länder ausweiten würden.
Ich denke außerdem, daß freie Software im öffentlichen Sektor sich viel besser als von der EU geförderte Forschungsprojekte eignen würde, um länderübergreifende Projekte zu fördern. Ich war vor ein paar Monaten in einem EU-Forschungsprojekt tätig. Für die beteiligten Institute war die Teilnahme an diesem Projekt hauptsächlich ein Mittel, um an Forschungsgelder zukommen; die gemeinsame Arbeit am Projekt war für manche eher ein lästiges Übel.
Vor allem der obligatorische Industriepartner sorgte permanent für Differenzen zwischen den beteiligten Partnern, um zu verhindern, daß aus dem akademischen Umfeld ein Konkurrenzprodukt zu seiner Software entsteht.
Das Problem ist meiner Meinung nach aber ein ganz anderes: Für Politiker und die verantwortlichen Personen im öffentlichen Sektor ist freie Software in erster Linie ein Mittel, um Druck auf die Anbieter proprietärer Software auszuüben, um so günstigere Konditionen aushandeln zu können. Ein echtes Interesse an freier Software kann ich nicht erkennen. Im Gegenteil, praktisch alle Politiker, mit denen ich gesprochen habe, sind der Meinung, dass Software und Informationen handelbare Waren sein müssen - von wegen "Informationsgesellschaft" und so. Und deswegen denke ich auch, dass in Sachen Softwarepatenten, DRM und der Ausweitung des Urheberrechts mit dem Schlimmsten zu rechnen ist.
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