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Wenn der Gesetzgeber Provider ruiniert
Veröffentlicht durch maol am Freitag 26. April, 10:21
Aus der Aufwand-oder-Aufstand Abteilung
Datenschutz chix schreibt "Die Tatsache, dass Provider Logfiles über sechs Monate aufbewahren müssen, ist nichts neues. Neu ist aber, dass ein Untersuchungsrichter daraus im wörtlichen Sinne Praxis macht. Ein Anonymus hat Strafanzeige gegen unsere IP gestellt. Es sei am 24.10.01 ein deliktischer Tatbestand unter dieser IP registriert worden. Nun, die IP war damals nicht vergeben, aber was soll's."

"Dank Fernmelde- und Überwachungsgesetz (FMG) fordert der Untersuchungsrichter nun die Logfiles von unserem Provider ein, auf's letzte Loch sozusagen. Da er ein kleines Unternehmen hat, kann er sich die Maschinen, die zum loggen dieser Datenmengen notwendig wären, gar nicht leisten. Nun droht ihm ebenfalls eine Strafe, da er nicht mehr über die Daten verfügt.
Der Gesetzgeber regelt in Art. 44 FMG, dass Daten sechs Monate "für die Anfechtung von Rechnungen" aufbewahrt werden müssen. Entsprechend hat das Bundesgericht daraus die Pflicht abgeleitet, dass Provider Daten solange aufbewahren müssen. Zusätzlich müssen sie diese Daten aber auch noch absichern - sabine lässt grüssen, um den Datenschutz zu gewährleisten. Wir sind es vom Gesetzgeber gewöhnt, dass er bezüglich Internet alte Bestimmungen sinngemäss überträgt. Dass aber die Justiz diese Bestimmungen benutzt, um eine Flurbereinigung unter den Providern vorzunehmen, ist schon ziemlich krass."

Existiert s/Gott/System Administrator/ ? | Druckausgabe | Segway offiziell auf dem Gehweg zugelassen  >

 

 
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    </paranoia> (Score:1)
    Von P2501 am Friday 26. April, 13:32 MES (#1)
    (User #31 Info) http://www.p2501.ch/

    Entschuldigt mal, aber ihr wollt doch nicht im Ernst behaupten, (QIC|Travan|DAT|DTS|CDR)-Medien für ein simples IP-Log von sechs Monaten übersteige die finanziellen Möglichkeiten von kleinen Providern? Und das die Sicherheitskopien irgendwo ungeschützt im Büro rumliegen? Wohl kaum, oder?

    Worüber man eher streiten könnte ist, ob die IP-Logs überhaupt irgend jemanden etwas angehen. Da finde ich aber ganz klar: Ja, das tun sie, den wenn jemand übers Internet angegriffen wird, sollte er auch das Recht haben, herauszufinden, von wem der Angriff kam.


    Re:paranoia (Score:0)
    Von Anonymer Feigling am Friday 26. April, 15:09 MES (#2)
    1GB mehr oder weniger duerfte wirklich nicht das Problem sein.

    Deutlich anderer Ansicht bin ich betreffend des Vorraetig-Haltens von IP-Logs. Fuer mich sind das dieselbe Klasse von Daten wie z.B. Verbindungs- und Ortungsdaten im Natelnetz. Ich stelle durchaus in Frage, ob es verhaeltnismaessig ist, alle Buerger zu glaesernen Buergern zu machen, nur um vereinzelt Kriminelle aufspueren zu koennen.
    Re:paranoia (Score:1)
    Von P2501 am Friday 26. April, 15:28 MES (#3)
    (User #31 Info) http://www.p2501.ch/

    Ich kann deine Bedenken zwar verstehen, aber sehen wir uns die Sache doch mal von der anderen Seite her an.

    Angenommen, ich besässe ein mittleres Unternehmen, das unter anderem einen Webshop betreibt (ist nicht so, dient nur als Beispiel ;-). Eines Tages stellt der Admin fest, dass sich jemand vom Internet her unberechtigt Zugang zu unserem Firmenserver verschafft hat, auf dem unter anderm die Kundendaten liegen. Wahrscheinlich hat er die Daten auf seinen Rechner runtergeladen. Aus unseren Logs kann der Admin die IP-Adresse des Angreifers und den Zeitpunkt des Angriffs ableiten. Ich stelle also fest, welchem Provider die Adresse gehört, und frage ihn, wer denn zu jener Zeit mit dieser IP Online war.

    Wenn ich dann ein "tut uns leid, diese Daten bewahren wir nicht auf" höre, komme ich mir doch ein bisserl vergeiackert vor. Und meine Kunden erst...

    Einzelfall? Unwahrscheinlich? An den Haaren herbeigezogen?

    Ich glaube nicht...


    Re:paranoia (Score:2)
    Von boos am Friday 26. April, 18:33 MES (#5)
    (User #446 Info)
    Ich finde das uebermaessige Speichern von Logs echt daneben und 6 Monate sind 5 3/4 bis 6 Monate zuviel.
    Nur weil einfach und billig geloggt werden kann, muss meiner Meinung nach nicht einfach geloggt werden.
    Der Provider hat uebrigens nicht andere Provider nach IP Nummern zu fragen. Fuer die Ermittlung gibt es ne Polizei. Er kann von mir aus eine Anzeige gegen Unbekannt einreichen. Dann kann ja der angezeigte Provider die Logs fuer diesen kurzen Zeitraum rausgeben.
    Ich will ja nicht uebertreiben, aber wir koennten ja das Beispiel auch ins wirkliche Leben uebertragen und auch dort beginnen Daten ueber uns 6 Monate lang zu speichern. Stellen wir noch einige Kameras rein und beim halbjaehrlichen Inventar sehen, wir dann das eine Schokoloade fehlt und beginnen nun die letzten 6 Monate in den Kameraaufzeichnungen abzuscannen. Fuer was Kameras? Das Handy ist ja auch ein Bewegungsmelder...
    Nur weil etwas technisch möglich ist, muss es noch lange nicht gemacht werden. Es gibt echt auch ein Prinzip Verhältnismässigkeit und dies bezieht sich nicht nur auf die Kosten oder den technischen Aufwand.
    Re:paranoia (Score:1)
    Von P2501 am Friday 26. April, 20:44 MES (#6)
    (User #31 Info) http://www.p2501.ch/

    Der Provider hat uebrigens nicht andere Provider nach IP Nummern zu fragen. Fuer die Ermittlung gibt es ne Polizei.

    So wars auch gemeint. Ich habe etwas vereinfacht (sorry).

    Stellen wir noch einige Kameras rein und beim halbjaehrlichen Inventar sehen, wir dann das eine Schokoloade fehlt und beginnen nun die letzten 6 Monate in den Kameraaufzeichnungen abzuscannen.

    In fast jedem Lagerhaus Europas stehen Kameras. Wegen einer Tafel Schockolade wird noch niemand einen Aufstand machen. Aber ich rede hier ja auch von ärgeren Sachen (geklaute Kundendaten sind für die betroffene Firma lebensbedrohlich). Und wenn dann mal eben so ein paar Palett Schockolade verschwinden, dann werden die Videobänder solange abgesucht, bis man die entsprechende Stelle findet, dass kannst du mir glauben.


    Re:paranoia (Score:1)
    Von dawn (dawn at fnord dot ch) am Friday 26. April, 22:06 MES (#7)
    (User #8 Info) http://www.trash.net/~thomasb/
    Angenommen, ich besässe ein mittleres Unternehmen, das unter anderem einen Webshop betreibt (ist nicht so, dient nur als Beispiel ;-). Eines Tages stellt der Admin fest, dass sich jemand vom Internet her unberechtigt Zugang zu unserem Firmenserver verschafft hat, auf dem unter anderm die Kundendaten liegen.

    Sensible Kunden-Daten laesst man auch nicht ueber Internet erreichbar. Ich vertrete hier die Meinung, bei wem eingebrochen werden kann und bei dem Daten gestohlen werden koennen ist selber schuld. Auf lame Admins nimmt man keine Ruecksicht.

    Ich stelle also fest, welchem Provider die Adresse gehört, und frage ihn, wer denn zu jener Zeit mit dieser IP Online war.

    Und das nuetzt dir konkret was? Die Daten koennen einfach bereits weit gestreut sein... dann nuetzt dir das herzlich wenig.

    Wenn ich dann ein "tut uns leid, diese Daten bewahren wir nicht auf" höre, komme ich mir doch ein bisserl vergeiackert vor.

    Und ich komme mir vergeiackert vor, wenn ich zum glaesernen Benutzer werde. Du musst dir auch ueberlegen, was schwerer wiegt - die niedrigen, kommerziellen Beduerfnisse deines Webshops oder das Wohl vieler Menschen.
    --
    Anyone can make an omelet with eggs. The trick is to make one with none.

    Re:paranoia (Score:1)
    Von P2501 am Saturday 27. April, 20:40 MES (#11)
    (User #31 Info) http://www.p2501.ch/

    Sensible Kunden-Daten laesst man auch nicht ueber Internet erreichbar.

    Nicht jeder Datenklau geht auf das Konto eines unfähigen SysOps.

    Jeder Schutz ist Unterwanderbar. Wenn die Kundendaten nicht physikalisch vom Internet getrennt sind (macht wenig Sinn bei einem Webshop), können sie prinzipiell von jemandem eingesehen werden, der das Sicherheitssystem knackt.

    Und das nuetzt dir konkret was?

    Klar, den Schaden hab ich so oder so. Aber wenn ich den Schuldigen finde, dann habe ich wenigstens jemanden, der dafür aufkommen muss!

    Und ich komme mir vergeiackert vor, wenn ich zum glaesernen Benutzer werde.

    Jetzt mach mal 'n Punkt. Es geht hier ja nicht um Rasterfahndung. Ohne Strafanzeige geht erst mal gar nichts. Und mit der Liste allein kann die Polizei nur herausfinden, wer wann Online war. Ob du auf einer bestimmten Webseite warst, wird erst klar, wenn deren Logfiles auch noch angesehen werden. Und das geht ja auch nicht einfach so.

    PS: Stell dir mal vor, du wärst Kunde bei eben jenem Webshop, und es währen deine Daten, die da geklaut wurden. Würdest du dann immer noch so denken?


    Re:paranoia (Score:1)
    Von dawn (dawn at fnord dot ch) am Sunday 28. April, 20:04 MES (#13)
    (User #8 Info) http://www.trash.net/~thomasb/
    Klar, den Schaden hab ich so oder so. Aber wenn ich den Schuldigen finde, dann habe ich wenigstens jemanden, der dafür aufkommen muss!

    Zu bloed, dass Daten und ein Imageverlust nicht als Sachwerte gelten.

    Jetzt mach mal 'n Punkt. Es geht hier ja nicht um Rasterfahndung. Ohne Strafanzeige geht erst mal gar nichts.

    Entweder kriegt der Staat immer eine richterliche Genehmigung oder der Staat aendert die Gesetze so, dass er immer Zugriff auf die Logfiles haben kann (-> VUePF).

    Und viele Leute haben sich noch nie wirklich Gedanken gemacht, was man mit Verbindungs-Eckdaten anstellen kann...

    PS: Stell dir mal vor, du wärst Kunde bei eben jenem Webshop, und es währen deine Daten, die da geklaut wurden. Würdest du dann immer noch so denken?

    Ja
    --
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    Re:paranoia (Score:1)
    Von P2501 am Monday 29. April, 09:30 MES (#15)
    (User #31 Info) http://www.p2501.ch/

    Ich sehe schon, hier erübrigt sich jede weitere Diskussion. Anscheinend sind Anonymität und Freiheit für dich die höchsten Güter, vor denen alle anderen Interessen zurücktreten müssen.

    Ich akzeptiere diese Einstellung, aber ich teile sie nicht. Nicht das ich diese Güter als unwichtig empfinden würde. Aber ich denke doch, dass es noch andere, gleich wichtige Werte gibt.


    Re:paranoia (Score:1)
    Von mirabilos (root@[fe80::1%lo0]) am Friday 26. April, 22:44 MES (#8)
    (User #504 Info) http://127.0.0.1/
    Ganz klipp und klar: das bist Du selbst schuld.

    -mirabile
    :: Redistribution via AOL or the Microsoft network prohibited!
    Re:paranoia (Score:1)
    Von P2501 am Saturday 27. April, 20:50 MES (#12)
    (User #31 Info) http://www.p2501.ch/

    Wie Bitte? Hab ich das richtig verstanden? Wenn bei mir eingebrochen wird, bin ich Schuld daran, weil ich ein dickeres Schloss an die Tür hätte machen können?

    Gehts dir eigentlich noch gut? Nur mal so zur Information:

    1. Jedes Sicherheitssystem kann geknackt werden. Einen guten SysOp zu haben, bringt zwar viel, aber es schützt dich nicht vollständig vor Schaden.
    2. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum! Das ist nicht der wilde Westen! Da gibt es nationale und internationale Gesetze. Und das war verdammt noch mal immer schon so. Nur hat man früher nicht so drauf geachtet.

    Also, wenn du dir eine Anarchie wünschst, wo der stärkere Recht hat, dann bitte sehr, wünsch dir das meinetwegen. Aber verschon mich davon.


    Re:paranoia (Score:1)
    Von dawn (dawn at fnord dot ch) am Sunday 28. April, 20:13 MES (#14)
    (User #8 Info) http://www.trash.net/~thomasb/
    Also, wenn du dir eine Anarchie wünschst, wo der stärkere Recht hat, dann bitte sehr, wünsch dir das meinetwegen.

    Du weisst aber schon, was Anarchie bedeutet?
    --
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    Re:paranoia (Score:1)
    Von P2501 am Monday 29. April, 09:35 MES (#16)
    (User #31 Info) http://www.p2501.ch/

    Anarchie: Regierungsloser Zustand, in dem jeder frei ist, zu tun oder zu lassen was er will, solange er mit den Konsequenzen leben kann.

    Soweit die Theorie. In der Praxis funktioniert das nur, wenn alle Beteiligten gleich stark sind, was leider fast nie der Fall ist. In der Regel läft das ganze auf Faustrecht hinaus. Ein kurzer Blick in die Geschichtsbücher wird dir das bestätigen.

    f'up2me bitte, da OT


    Re:paranoia (Score:1)
    Von mirabilos (root@[fe80::1%lo0]) am Monday 29. April, 14:31 MES (#17)
    (User #504 Info) http://127.0.0.1/
    Kundendaten, besonders sensible, gehören halt
    nicht ans Internet.


    -mirabile
    :: Redistribution via AOL or the Microsoft network prohibited!
    Re:paranoia (Score:1)
    Von P2501 am Monday 29. April, 15:43 MES (#18)
    (User #31 Info) http://www.p2501.ch/

    Ich kann mich nicht erinnern, geschrieben zu haben, der Server mit den Kundendaten stehe im Internet. Es seie denn, du meinst: "Kundendaten, besonders sensible, gehören halt nicht auf einen Computer, der in irgend einer Art und Weise mit dem Internet verbunden ist."

    In dem Fall müsste man alle Kundendaten auf Insel-Systeme setzen. Das ist aber nicht sehr praktisch. Die Kundendaten, und deren Änderungen müssten manuell eingegeben werden. Und auch wieder manuell nachgeschlagen, versteht sich.

    Heute macht das kein Mensch mehr so. Amazon nicht, und ThinkGeek nicht. Und Symlink auch nicht, wenn wir schon dabei sind.


    Re:</paranoia> (Score:0)
    Von Anonymer Feigling am Saturday 27. April, 01:29 MES (#9)
    Eigentlich muss der Provider, zur Rekonstruirung des Tathergangs, jedes einzelne Paket aufbewahren.

    Überlegen wir uns nun folgendes:
    Anbindung Cablecom, 512/128.
    Mein Durschnittlicher Traffic / d = 2.5GiB
    * 30 * 6 * $anzahl_kunden
    Das wird relativ viel.
    IP-Log wofür überhaupt (Score:1)
    Von Andreas Strahm (andreas.strahm@bluewin.ch) am Friday 26. April, 17:36 MES (#4)
    (User #838 Info)
    Also ich würde als kleiner Provider möglichst darauf verzichten, einen IP-Log überhaupt aufzuzeichnen. Was nicht aufgezeichnet wird, muss auch nicht aufbewahrt werden!
    Perl kann da helfen... (Score:0)
    Von Anonymer Feigling am Saturday 27. April, 01:30 MES (#10)
    Da logfiles sowieso keine Beweiskraft in irgendeiner art haben, kann man die doch einfach per knopfdruck generieren & gleich der Staatsanwaltschaft zukommen lassen. Wie sollen die wissen, dass die nicht echt sind.... Selbst die echten wären nicht echt, da nicht beweisbar...

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