Ich beschäftige mich seit einem halben Jahr sehr intensiv mit
diesem Thema, und finde den oben genannten Artikel unsinnig. Soll das
ein Scherz sein? Wenn ja, dann kann ich nicht darüber
lachen. Leider wird zu diesem Thema von den Journalisten viel
unverstandenes Halbwissen verbreitet.
Zuerst muss vieleicht noch eins geklärt werden. Autismus gibt es in
allen Abstufungen von ganz normal bis zu schweren Formen. Wenn man
umgangssprachlich von Autisten spricht meint man meist Menschen, die
zurückgezogen leben, kaum kommunizieren, verminderte Intelligenz und
Sprachstörungen haben. Dies sind die sogenannten Kanner-Autisten. Es
gibt aber auch noch die Asperger-Autisten, welche durchschnittllich
oder sogar hoch intelligent sind und normal sprechen können. Trotzdem
haben diese enorme Probleme im Alltag und bei der Integration in die
Gesellschaft, insbesondere mit der nonverbalen Kommunikation. Probleme
gibts unter anderem beim Deuten von Gesichtsausdrücken, bei
ironischen Bemerkungen, die wörtlich gedeutet werden sowie geringem
Interesse an gesellschaftlichen Normen.
Tatsache: Technische Berufe sind ideal für leicht autistische
Personen. Gesellschaftliche Integration ist nicht so wichtig, einzig
das Können auf einem kleinen Spezialgebiet zählt, und das ist ein
typischer Wesenszug von vielen Asperger-Autisten.
Unsinn ist, dass die "Geeks" aussterben, weil sie sich nicht
vermehren. Schliesslich müssen die Eltern von "Geeks" nicht auch
welche sein. Nachwuchs kann also auch aus anderen
Gesellschaftsschichten kommen. Traurige Tatsache ist aber, dass
tatsächlich viele "Geeks" kinderlos bleiben, und das häufig nicht
freiwillig.
Das reale Problem wird leider nur kurz angedeutet: Zwei Elternteile
mit leicht autistischen Charakterzügen können diese ihrem Kind
vererben, welches dann schwerer betroffen ist, es gibt also eine
Aufkonzentration. Tatsächlich steigt die Zahl autistischer Kinder im
Silicon Valley, wie dieser viel interessantere Artikel schildert:
The Geek Syndrome
Und die zugehörige Slashdot-Diskussion:
Wired on Autism in the Valley
Dabei gibt es dann wieder Kritiker, die behaupten, Autismus nehme
nicht wirklich zu, werde aber wegen neuen Erkenntnissen und besserer
Ausbildung heutiger Psychologen einfach häufiger diagnostiziert,
während Aspergerautisten früher nicht als solche erkannt wurden,
sondern einfach als "ein wenig merkwürdig" oder als "schräge Vögel"
eingestuft wurden.
Wer sich genauer informieren will kann sich folgende Internetseiten
zu Gemüte führen:
www.aspie.net
www.aspiana.de
www.autismus.org
Ich hoffe, ich habe die Ironie dieses Artikels nicht zu wörtlich genommen ;-)
Stefan
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